Ask Alice!

Ask Alice! Pädophile, die nicht missbrauchen?

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Lieber Jakob,

Sie thematisieren ein wirkliches Problem. Und Sie haben recht: Nicht alle Pädophilen sind Täter – und nicht alle Missbraucher sind pädophil. Also reden wir von den Pädophilen, von Menschen, deren sexuelles Begehren auf Kinder gerichtet ist, ob sie wollen oder nicht.

Die Gruppe, die Sie beschäftigt, - Pädophile, die (noch) nicht Täter geworden sind – hat ja ein Problembewusstsein. Das heißt, das sind Männer mit pädophilen Empfindungen, die dieser Neigung aber nicht nachgeben wollen. Weil ihnen klar ist, dass sie damit anderen, Schwächeren, schaden. Ich denke, dass man mit so einem Konflikt entsetzlich allein ist und würde unbedingt zu einer Therapie raten!

Wie wir inzwischen von den TherapeutInnen wissen, die auf Pädophile spezialisiert sind, ist dieses früh und tief verankerte Begehren irreversibel. Das heißt, ein pädophil veranlagter Mensch wird immer in Versuchung sein, Kinder zu begehren. Das einzige, was eine „erfolgreiche“ Therapie erreichen kann, ist die Bereitschaft des Betroffenen, sich zu kontrollieren – also nicht zur Tat zu schreiten.

Genau aus diesem Grund würde ich so einem Mann dringend raten, sich nicht zusätzlich in Versuchung zu bringen, also nicht an Orten mit Kindern zu arbeiten. In der Schweiz hat man ein Gesetz verabschiedet, dass verurteilten Pädophilen verbietet, an Kindergärten, Schulen etc. zu arbeiten. Ich finde das richtig. Denn es schützt alle: die Kinder – und den pädophil Veranlagten.

Kurzum: Ich halte die pädophile Prägung für eine tragische Sache, auch für den Betroffenen selbst. Für mich jedoch steht der Schutz der (potenziellen) Opfer an erster Stelle – und die Veränderung einer Gesellschaft, die Machtgefälle sexy findet und Kinder zunehmend zum sexuellen Objekt macht.

In der Hoffnung, Ihnen damit geantwortet zu haben
und mit lieben Grüßen
Alice Schwarzer

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