Fußballer im Macho-Abseits

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Eigentlich eine nette Idee, die Fortuna Düsseldorf-Chef Paul Jäger da gehabt hatte: Nach dem Macho-Ausfall seines Mittelfeldspielers Kerem Demirbay gegen Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus sollte der 22-Jährige nicht nur 10.000 Euro Strafe zahlen, sondern auch ein Fußballspiel von Nachwuchsfußballerinnen pfeifen.

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Eine Schieds-
richterin beleidigen - im Fußball eine ernste Sache!

Demirbay hatte in der Partie Fortuna gegen Frankfurt am 30. November die Schiedsrichterin angepöbelt, nachdem er wegen „Rudelbildung“ (heißt wirklich so!) eine gelb-rote Karte kassiert und vom Platz geflogen war. Worauf er Steinhaus, ihres Zeichens einzige Schiedsrichterin in der 2. Männer-Bundesliga, anfuhr: „Frauen haben im Männerfußball nichts zu suchen!“

Erst vor wenigen Wochen hatte Nacer Barazite vom FC Utrecht für Schlagzeilen gesorgt, als er sich geweigert hatte, nach dem Spiel der Reporterin die Hand zu geben. Der aus Marokko stammende Spieler und gläubige Muslim hatte „religiöse Gründe“ für seine frauenverachtende Geste genannt – und sein Verein hat dafür Verständnis.    

Für den im Ruhrgebiet aufgewachsenen Deutschtürken Demirbay hingegen hatte sein Ausfall Konsequenzen. Bibiana Steinhaus, die seit 20 Jahren als Schiedsrichterin auf dem Platz steht und seit zehn Jahren internationale FIFA-Spiele leitet, notierte den Spruch im Spielbogen, so dass er beim DFB landete.

Schiedsrichter-Beleidigung ist im Fußball eine ernste Sache. Das gilt, wie wir jetzt wissen, erfreulicherweise auch für die Beleidigung von Schiedsrichterinnen. Der DFB (zwar auch gut trainiert in männerbündischer Rudelbildung, hier aber ganz auf Seiten seiner weiblichen Unparteiischen) entschied: drei Spiele Sperre. Und Fortuna Düsseldorf bat seinen ausfälligen Spieler zur Kasse und am letzten Samstag auf den Fußballplatz zur Partie SSVg 06 Haan gegen Blau-Weiß Langenberg.

Und wenn ein Schiedsrichter bei einem Spiel nichtmal Sport-
sachen trägt?

Wie gesagt: Es hätte alles sehr nett sein können, zumal sich Kicker Demirbay in aller Form bei Schiedsrichterin Steinhaus entschuldigt und erklärt hatte, sein Spruch entspreche „nicht seinem Frauenbild“. Schade nur, dass es offenbar seinem Frauenbild entspricht, dass ein Schiedsrichter bei einem Spiel junger Fußballerinnen noch nicht mal in Sportsachen anzutreten braucht.

Zugegeben: Der hellgraue, eng geschnittene Mantel (Kaschmir?), den Demirbay stattdessen trug, ist wirklich ein schmuckes Designerstück und steht ihm ausgesprochen gut. Aber worum ging es noch gleich? Um eine Männermodenschau? Ach nein, um Mädchen-Fußball. Und so katapultierte sich der Fußball-Macho gleich nochmal ins Abseits. Und bekam auf Facebook & Co schon wieder ordentlich Ärger.

Übrigens: Dass es ein kapitaler Fehler ist, weibliche Fußballer zu unterschätzen, zeigt ebenso eindrücklich wie vergnüglich das Experiment der spanischen Kickerin Brenda Pérez vom Madrider Bundesligisten CD Canillas. Video ansehen

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Ask Alice!

Ask Alice! Vormarsch von Frauen im Sport

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Liebe Anna,

Darf ich etwas gestehen? Ich selber bewege mich zwar gerne und bin als kleines Mädchen auf jeden Baum gestiegen - aber ich habe nie Sport im engeren Sinne gemacht. Doch darum geht es ja auch nicht. Selbstverständlich finde ich Sport für Mädchen wichtig und war immer schon auf jeden Sieg einer Sportlerin stolz. Und was den Frauenfußball angeht: Da ist EMMA eine regelrechte Pionierin!

Schon im August 1989, als noch kein Mensch in Deutschland vom Frauenfußball sprach, haben wir mit der Fußballerin Uschi Lohn getitelt, die mit zwei frühen Toren die deutsche Nationalfrauschaft zur Europameisterin gemacht hat (EMMA: "Uschi: ein Schuss in alle Frauenherzen!"). Und 1998 haben wir eine regelrechte Kampagne für den Frauenfußball gestartet: „Die Hälfte vom Ball für die Frauen!“ Dafür haben wir mit Spielerinnen, SportfunktionärInnen und Fans gemeinsam überlegt, wie wir den deutschen Frauenfußball voranbringen könnten. Hat ja dann auch geklappt. Klar das wir 2011 mit Nadine (Natze) Angerer getitelt haben.

Für Feministinnen ist der uneingeschränkte Zugang zum Sport für Frauen „Die dritte Hürde“. Das heißt, nachdem sich Frauen den Zugang zu Bildung und Geld erkämpft haben, geht es nun um Körper und Kraft (siehe dazu auch das sehr lesenswerte Buch „Hürdenlauf“ von Colette Dowling). Darüber haben wir in EMMA 3/2003 ausführlich geschrieben.

Dass Frauen „von Natur aus“ weniger intelligent sind als Männer (wovon man früher selbstverständlich ausging), glaubt heute kein Mensch mehr. Dass sie von Natur aus schwächer sind, gilt aber immer noch als quasi gottgegeben. Sportlerinnen widerlegen sichtbar den Mythos vom angeblich „schwachen“ Geschlecht. Besonders unsere Fußballfrauen, aber nicht nur die, zeigen, dass Kraft und Kampfgeist kein männliches Monopol sind. Deshalb verändert der Sport nicht nur etwas für die einzelne Frau, die ihn betreibt und die dadurch Muskeln und Selbstvertrauen gewinnt, sondern für uns alle.

Mit lieben Grüßen
Alice Schwarzer

 

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