Die erste deutsche Frau im All?
Sie sind sechs von 400 Bewerberinnen. Jede von ihnen will die erste deutsche Astronautin werden. Die Initiative „Die Astronautin“ hat ihre Finalistinnen für den Flug ins All im Jahr 2020 vorgestellt.
Darunter die Euro-Fighter-Pilotin Nicola Baumann (31), die für die Bundeswehr in Nörvenich bei Köln stationiert ist; die Luft- und Raumfahrtechnikerin Magdalena Pree (28), gebürtig aus Österreich, die heute als Ingenieurin in Oberpfaffenhofen für das Satellitenkontrollzentrum der DLR Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen arbeitet; die Meteorologin Insa Thiele-Eich (33) von der Universität Bonn; Susanne Peters (33), ebenso Ingenieurin für Luft- und Raumfahrttechnik und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Bundeswehr in München; die promovierte Astrophysikerin Suzanna Randall (37), die in Garching für die Europäische Südsternwarte arbeitet; und die theoretische Physikerin Lisa Marie Haas, Entwicklungsingenieurin bei Bosch in Reutlingen.
"Dass wir noch keine Frau ins All geschickt haben, ist unglaublich!"
Welche zwei dieser sechs Kandidatinnen die Ausbildung zur Astronautin durchlaufen werden, entscheidet sich im April. Und nur eine wird 2020 zur Internationalen Raumstation fliegen. Das Ticket und die Ausbildung - da geht es immerhin um über 30 Millionen Euro - will die Initiative über Spenden und Crowdfunding finanzieren.
In der aktuellen EMMA erzählt Claudia Kessler, was die Frauen im All erwartet. Und warum sie die Initiative „Die Astronautin“ ins Leben gerufen hat. Hauptberuflich ist Ingenieurin Kessler Chefin der Personalagentur „He Space“ in Bremen. Sie vermittelt hochspezialisierte TechnologInnen in die Luft- und Raumfahrt. In den 80er Jahren war Kessler als Maschinenbau-Studentin in München noch eine Ausnahme. Als kleines Mädchen wollte sie selbst Astronautin werden. Diesen Traum hat sie übrigens noch nicht aufgegeben.
Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, die erste deutsche Astronautin ins All zu schicken?
Die Idee hatte ich 2015 nach der Mission von dem Astronauten Alexander Gerst. Da habe ich gedacht: Das können wir nur noch toppen, wenn wir als nächstes eine deutsche Frau ins All schickt.
2017 klingt dafür ja fast ein bisschen spät. Hat die „European Space Agency“, die ja für die Auswahl zuständig ist, das Thema bisher verschlafen?
In gewisser Weise schon. Es gab 2008 die letzte AstronautInnen-Auswahl, da hatten sich über 300 Frauen beworben. Aber keine hat es ins Finale geschafft. Und daraufhin hieß es: Es gibt einfach nicht genug ausreichend qualifizierte Kandidatinnen.
Die Amerikaner und die Russen haben lange vor Deutschland Frauen ins All geschickt.
Ja. Deutschland ist eine der führenden Technologie-Nationen. Dass wir ein halbes Jahrhundert nach der Mondlandung immer noch keine Frau ins Weltall geschickt haben, kann ich manchmal selbst nicht glauben. Es gab nicht nur bei uns lange die Überzeugung, Frauen wären für die Raumfahrt körperlich nicht geeignet. (...)