Der letzte Weg von Hannelore Fuchs
Hannelore Fuchs war in Berlin als Tochter des prominenten Journalisten Bernard Lescrinier aufgewachsen und dann ins Hauptstadt-Bonn gewechselt. Wo sie alsbald selbst als Volontärin bei der US-Nachrichtenagentur United Press ins journalistische Fach ging. „Mein Wunsch war, über die Presse zu verhindern, dass in unserem Land jemals Nazis wieder etwas werden“, begründete sie das vor drei Jahren im GA-Interview. Sie hatte sich vorgenommen: nicht heiraten, keine Kinder bekommen, aber eine große Journalistin werden.
Doch dann habe sie „den tollsten Mann, den ich je kennengelernt habe“, geheiratet, auch einen Journalisten, und erst einmal die beiden Töchter großgezogen. Immer habe sie sich aber gefragt, warum in den Entscheidungsgremien kaum Frauen saßen. So habe sie sich bewusst in der Frauengruppe „6. Oktober“ und auch journalistisch „für die Emanzipation innerhalb der Gesellschaft“ eingesetzt.
1969 stieg Fuchs bei der SPD-Bundestagsabgeordneten Helga Timm und später bei der schleswig-holsteinischen Ministerin Eva Rühmkorf als Referentin ein. „So bin ich also vom Kochtopf ins Büro gekommen. Und konnte um mich herum für den Montag-Club reiche Referentenernte halten“, sagte sie in dem Interview.
Den Club hatte Fuchs 1967 mit Bundestagspräsidentin Annemarie Renger gegründet. Die immer elegante Renger sei aber thematisch „mehr an Mode und Kartenspielen“ interessiert gewesen und bald ausgetreten. Nicht so Hannelore Fuchs: Die verstand sich als Weltverbesserin. Bekannte Referenten gaben sich die Klinke in die Hand: 1981 bekam der Club mit Alice Schwarzer sogar die Godesberger Stadthalle voll. „Wie die anfangs ans Frauenthema 'rangegangen ist, das hat mir sehr gelegen“, erklärte Fuchs im GA-Interview. 2015 hat sie noch ein Buch über ihren Vater herausgebracht: „Mittendrin im Berlin der Nazizeit. Bernard Lescrinier“ heißt es.
Fuchs hinterlässt zwei Töchter, eine Enkelin und zwei Urenkel.
Ebba Hagenberg-Miliu