Und was passiert in Deutschland?

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Er hatte die Frau schon lange bedroht. Beleidigt. Körperlich verletzt. Mehrfach hatte die 43-Jährige Strafanzeige gegen den Mann gestellt, der einst ihr Lebensgefährte war. Aber er ließ sie nicht in Ruhe. Auch nicht, nachdem das Amtsgericht ein Annäherungsverbot gegen ihn ausgesprochen hatte.

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Allein in diesem Jahr mindestens 131 Femizide

Und dann, am Vormittag des 20. September 2019, stand er vor ihr. An einer Stadtbahn-Haltestelle in Bielefeld packte er sie und stach mit einem Küchenmesser immer wieder in ihren Kopf. Wenn Passanten nicht dazwischen gegangen wären, hätte er seine Ex-Freundin vermutlich getötet. Sie war so schwer verletzt, dass sie ins künstliche Koma versetzt werden musste. Erst eineinhalb Wochen nach der Tat war sie vernehmungsfähig. Der Mann sitzt in U-Haft, bestreitet aber jede Tötungsabsicht.

Die Gewalttat von Bielefeld ist nur eine von vielen Attacken gegen Frauen, die die Innenarchitektin Kristina Wolff dokumentiert. Das Opfer aus Bielefeld hat knapp überlebt – doch allein in diesem Jahr sind mindestens 131 Mädchen und Frauen durch die Gewalt eines Mannes aus ihrem engsten Umfeld zu Tode gekommen. Weil sie sich trennen wollten, weil sie den Mann zurückgewiesen haben, weil sie Frauen sind. Sie wurden zu Opfern von Taten, für die Kristina Wolff den Begriff „Femizid“ verwendet: Die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts.

Im Januar startete die 52-jährige Architektur-Professorin auf change.org ihre Online-­Petition „Stoppt das Töten von Frauen! #saveXX“ auf change.org.

Der ganze Texte über die Situation in Deutschland steht in der aktuellen November/Dezember-EMMA. Jetzt am Kiosk und im EMMA-Shop!

Außerdem im Heft: Die erste EMMA-Kampagne gegen Frauenhass von 1992 - als Angela Merkel noch Frauenministerin war. Ein Interview mit Konfliktforscherin Birgitt Haller über die Morde in Kitzbühel und das neue Gewaltschutzgesetz in Österreich. Und die Schweizer Offensive der "Alliance F" gegen Sexismus und Hass im Netz. 

 

Heute Abend 22.45 Uhr/ARD: "Die Story im Ersten: Verliebt, verlobt, verprügelt" Reportage über Partnerschaftsgewalt
 

 

 

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Französinnen in der Offensive

Femen-Aktion auf dem Friedhof Montparnasse für die ermordeten Frauen. - Foto: Patrice Pierrot/dpa
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An einem verregneten Samstag Anfang Oktober ziehen 114 Frauen schweigend durch die nassen Straßen von Paris, bis zum Friedhof Montparnasse. Sie haben sich die nackten Oberkörper wie Leichen bemalt, Blumenkränze im Haar. Es ist ein symbolischer Todesmarsch. Sie ­setzen sich auf der Allee zwischen den Gräbern nieder. Jede der Frauen hält ein schwarzes Schild mit weißer Aufschrift vor sich, wie eine Grabtafel:

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Taïna, 20 Jahre, 3. Femizid
Michèle, 72 Jahre, 10. Femizid
Salomé, 21 Jahre, 100. Femizid

Es ist eine Aktion der Femen in Frankreich. Die 114 Aktivistinnen symbolisierten die 114 Todesopfer, genau die Zahl der Frauen, die in Frankreich seit Beginn dieses Jahres von ihren Männern bzw. Ex-Gefährten getötet wurden: erschlagen, erdrosselt, erschossen, erstochen, erstickt oder aus dem Fenster gestoßen. Dass man überhaupt weiß, wie viele es waren, ist einem Frauen-Kollektiv zu verdanken. Es führt genau Buch und wertet die Meldungen aus den vermischten Seiten der Regionalzeitungen aus. 114 Tote bis Anfang Oktober, das lässt vermuten, dass in diesem Jahr die Zahl der 121 ermordeten Frauen vom Vorjahr weit übertroffen wird. „Wir erleben ein regelrechtes Massaker“, sagt Sandrine Bouchait von der französischen „Vereinigung der Opferfamilien“, UNFF.

Frankreich hat die Problematik erkannt

Etwas ist in Bewegung geraten in Frankreich, ganz eindeutig. Denn die Zahl der Frauenmorde ist bei den Nachbarn nicht etwa höher als in Deutschland, nur: Das Thema wird nicht länger verschwiegen oder runtergespielt. Frauenmorde sind als gesellschaftspolitisches Problem erkannt worden.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte schon bei Amtsantritt versprochen, die Gleichberechtigung zur „großen nationalen Angelegenheit“ seiner Amtszeit zu machen. Das Thema Männergewalt in Beziehungen gehört dazu.

Welche Maßnahmen Frankreich getroffen hat – und wie es um den Kampf gegen die tödliche Beziehungs-Gewalt in Deutschland, der Schweiz und in Österreich steht - das ist in der November/Dezember-EMMA zu lesen.

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