EMMA feiert mit Abonnentinnen!
„Ich bin EMMA-Leserin geworden, weil ich mir für uns als Frauen ein besseres Leben gewünscht habe als das meiner Mutter", sagte eine „Leserin der ersten Stunde“. Alice Schwarzer hatte die frühen Abonnentinnen aus den 1970er Jahren nach vorn gebeten. Frauen, die uns seit fast 50 Jahren die Treue halten. Ein Moment der Rührung.
Davon gab es viele am vergangenen Samstag im Kölner Rheinauhafen. EMMA hatte zum Abonnentinnen-Fest in den Bayenturm geladen. 250 LeserInnen aus ganz Deutschland und den Nachbarländern reisten an, darunter auch zwölf Männer. Wolfgang aus Stuttgart zum Beispiel: „Ich habe zwei Töchter. EMMA war für sie Pflichtlektüre. Ich wollte verhindern, dass meine Mädchen auf Männer reinfallen. Ich kenne doch die Bande!“
Die EMMA-Bande konnte nicht nur Wolfgang an diesem Abend persönlich kennenlernen: Margitta Hösel, seit 41 Jahren bei EMMA und seit rund 35 Jahren „Alice' rechte Hand“, mit allen Hochs und Tiefs. Anett Keller, seit 21 Jahren Verlagsleiterin, und Chantal Louis, seit 29 Jahren verantwortliche EMMA-Redakteurin für EMMA-Kernthemen wie Prostitution, Pornografie oder neuerdings auch Transsexualität, zusammen mit Alice. Angelika Mallmann, die Chefin vom Dienst, seit 24 Jahren bei EMMA, betreut auch die Leserinnenbriefe und das, wenn sie nicht gerade mal „echt genervt“ ist, sehr liebevoll.
Und zuguterletzt ich, Annika Ross, seit schlappen fünf Jahren bei EMMA. Ich hatte auch gleich die ProtagonistInnen meiner Familienkolumne mitgebracht: Sohn Ben und Tochter Henriette (auf dem Foto mit Alice) plus Ehefrau Claudia. Nicht zu vergessen Alice, Gründerin von EMMA im Jahr 1976/77, operative Chefredakteurin und „Textchefin “, was bedeutet: über ihren Schreibtisch geht jeder Artikel.
Bettina Flitner war ebenfalls zur Stelle, seit 1986 freie Fotografin für EMMA und auch Autorin so mancher spannenden Reportage, vom aufbrechenden Fundamentalismus in Algerien 1991, bis zu den Freiern im Stuttgarter Edelbordell „Paradise“.
Erkenntnis des Tages von Ben gegen 22 Uhr: „Frauen können einfach besser tanzen!“ Denn getanzt wurde noch bis spät in die Nacht im Gewölbe des Bayenturms. Nicht zuletzt mit Ben, der in diesem Leben vermutlich nie mehr von so vielen Frauen aufgefordert werden wird. DJane Chantal Louis legte auf und brachte mit ihrer Musik (nur von Frauen, versteht sich) Swing in die Runde.
Die Feiernden waren sehr gemischt, vor allem nach Generationen. Es war auffallend, wie viele sehr junge Frauen dabei waren. Rasch kam das gute alte, feministische Gemeinschaftsgefühl auf. „Es ist großartig, Frauen aus ganz Deutschland zu treffen, die die Dinge ähnlich sehen wie ich. Sei es in Sachen Krieg, Transgender oder Prostitution. Diese Solidarität und dieses Wir-Gefühl sind einfach beflügelnd“, schwärmte Gerti aus München.
Sogar aus der Schweiz und Dänemark waren Leserinnen angereist. „So etwas wie euch gibt es bei uns nicht! Ihr seid das einzige Medium, das Frauen aus Frauensicht eine Stimme gebt,“ verkündete Monica Toma aus der Schweiz. Und eine junge Italienerin bat Alice, doch dringend auch mal nach Italien zu kommen, um „die bei uns so isolierten Frauen und Gruppen zusammenzuführen!“
Apropos Gruppen. Da waren so einige da. Von „Lasst Frauen sprechen!“ über Terre des Femmes-Ortsgruppen bis hin zu den „Sisters“. Bei der Fragerunde stellte die „Jugendbotschafterin“ der Terre des Femmes-Ortsgruppe Dortmund sich als „Vertreterin der vierten (feministischen) Welle“ vor und forderte Alice (zweite Welle) energisch auf, den jungen Frauen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen! Die antwortete, sie habe keine Ratschläge zu erteilen, aber wolle der vierten Welle gerne mit Informationen & Analysen sowie Solidaritat dienen.
Aber auch „Schwesternstreit“ war ein Thema an diesem Abend. „Was wollen uns die sogenannten intersektionalen Feministinnen eigentlich erzählen?“, klagte Karin aus Mainz. “Wie wollen sie für Frauenrechte kämpfen, wenn sie es nicht einmal wagen, das Wort ‚Frau' in den Mund zu nehmen?“ - „Wir haben doch längst nicht alles erkämpft“, stimmte Angelika aus Bergisch-Gladbach ein. „Ich fürchte, die ahnen gar nicht, wozu das Patriarchat imstande ist.“
Bei der „Postleitzahlen-Aktion“ (alle versammelten sich nach den Postleitzeilen von 0-9 an verschiedenen Stellen) konnten die Frauen sich real vernetzen. „Ich will eine Frauengruppe gegen Prostitution starten“, sagte Sabine aus Frankfurt, „jetzt habe ich schon 15 Kontaktadressen von zukünftigen Mitstreiterinnen!“ Es wurde kräftig genetztwerkt und etliche Freundschaften nahmen an diesem Abend wohl ihren Anfang.
Und kaum eine Leserin ließ es sich entgehen, ein Selfie mit Alice zu machen. Oder sich im EMMA-Titel-Rahmen als Covergirl porträtieren zu lassen. Ja, so sehen Emma-Leserinnen aus!
„Wie geht ihr eigentlich mit Shitstorms um?“, fragte eine unserer jungen Leserinnen. O-Ton Alice: „Ich liebe Shitstorms! Die sind die beste Werbung.“
Was wir EMMAs uns außer Shitstorms noch wünschen? Dass Frauen nicht das hart Erkämpfte aus der Hand geben! Dass sie nicht alle 15 Jahre wieder bei Null anfangen.! Dass die Jungen sich auf die Schultern der Pionierinnen stellen und weitersehen! Und: Dass wir alle noch viele Feste feiern!!!