Festival der Komponistinnen

Komponistinnen: Es hat sie immer gegeben. Nun werden sie gehört. - Abb.: Swen Marcel
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Früher hieß es, eine Frau könne gar nicht komponieren, sie sei dazu unfähig. Erst als feministisch gesonnene Forscherinnen anfingen, in den Archiven auf die Suche zu gehen, fanden sie erstaunlich viele Spuren. Es hat sie gegeben, die komponierenden Frauen, und zwar schon immer! Doch bis heute stammen gerade mal zwei Prozent der programmierten Werke deutscher Berufsorchester von Frauen.

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Viele hochbegabte Komponistinnen scheiterten an ihren Lebensumständen

Tübingen veranstaltet nun vom 29. September bis zum 8. Oktober 2023 ein Musikfestival, in dem fast ausschließlich Musik gespielt wird, die von Frauen komponiert wurde. Im Mittelpunkt stehen vier Komponistinnen des 19. Jahrhunderts: Luise Adolpha Le Beau, Ethel Smyth, Emilie Mayer und Josephine Lang.

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Josephine Lang (1815 – 1880) wurde schon als junges Mädchen gefeiert. Verzückt berichtete Felix Mendelssohn Bartholdy von der „vollkommensten musikalischen Freude“, die diese Lieder in ihm hervorriefen. Doch nach der Heirat mit dem Tübinger Dichter und Rechtsgelehrten Christian Reinhold Köstlin stagnierte Lang. Der Haushalt, sechs Schwangerschaften in dichter Folge, Krank heiten, der frühe Tod ihres Mannes und die Not wendigkeit, durch Musikunterricht Einkommen für die verarmte Familie zu verdienen, hielten sie immer wieder vom Komponieren ab. Dass sie trotz dieser Belastungen überhaupt noch zum Kompo nieren kam, grenzt an ein Wunder.

Emilie Mayer (1812 – 1883) feierte als eine der ersten Frauen überhaupt Erfolge mit großen Sinfonien. Sie blieb unverheiratet und war finanziell so gut ausgestattet, dass sie die Kosten ihrer Sinfoniekonzerte zumindest eine Zeit lang selbst tragen konnte.

Luise Adolpha Le Beau (1850 – 1927) schrieb 1910: „Sollte eine oder die andere meiner Kompositionen wert sein, späteren Generationen noch zu gefallen, so habe ich nicht umsonst geschrieben.“ Da hatte die Pianistin, Komponistin und Musikpädagogin den jahrelangen, zermürben den Kampf um die Aufführung ihrer Werke frustriert aufgegeben. Obwohl sie zu dem Zeitpunkt auf ein stattliches Oeuvre inklusive groß besetzter Orchesterwerke, Oratorien und einer Oper zurückblicken konnte.

Ethel Smyth (1858 – 1944) war eine wahre Kämpferin. Durch Hungerstreik erstritt sich die gebürtige Engländerin die Erlaubnis, in Leipzig Musik zu studieren. Als Suffragette kämpfte sie für das Frauenwahlrecht und saß dafür sogar zwei Monate im Gefängnis. Ihr „March of the Women“ wurde zur Hymne der britischen Frauen bewegung. Sie komponierte Kammermusik, Lieder, Chorwerke, Sinfonien und Opern.

Suffragetten kämpften auch dafür,
dass Frauen Musik studieren dürfen

Geplant sind in Tübingen über 50 Veranstaltungen: Konzerte, Vorträge, Filme, Lesung, Stadtführungen sowie der 1. Josephine-Lang-Wettbewerb für Lied Duo, Gesang und Klavier, dotiert mit 30.000 Euro.

Begleitet wird das Musikfest von einem dreitägigen internationalen Symposium am musikwissenschaftlichen Institut der Universität. Den Festvortrag zur Eröffnung des Festivals hält die feministische Musikwissenschaftlerin Eva Rieger. Sie resümiert über ein halbes Jahrhundert „Frau und Musik“.

ANNA MAGDALENA BREDENBACH/MATTHIAS EHM

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