Rona Duwe: will überzeugen
Am 3. November 2023 hat Rona Duwe einen gelben Umschlag im Briefkasten. Absender: das Polizeipräsidium Dortmund. Als die Empfängerin liest, was in dem fünfseitigen Schreiben steht, kann sie es nicht fassen. Sie soll „erkennungsdienstlich behandelt“ werden. Von der 53-jährigen Grafik- Designerin und Mutter zweier Söhne sollen „Fingerabdrücke und Handabdrücke“ genommen und eine Beschreibung ihrer „äußerlichen körperlichen Merkmale“ angefertigt werden. Wie im Krimi. „Da kriegst du einen Wahnsinnsschreck“, sagt sie.
Sie wagt auszusprechen, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt
Dabei ist Rona Duwe schon einiges gewohnt. Dreimal war sie schon zur Polizei vorgeladen, weil sie angezeigt worden war. Warum? Weil die Feministin es sich auch in diesen woken Zeiten nicht nehmen lässt, ihre Meinung zu sagen und auf Twitter oder ihrem Blog zu verbreiten. Rona Duwe spricht aus, was man nach dem Willen von Sternchen-Adepten und Transideologen nicht mehr sagen darf: Dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt und es keine Frage des Gefühls ist, ob man Mann oder Frau ist. Sie publizierte, gemeinsam mit der Psychotherapeutin Stefanie Bode, eine Broschüre aus dem Amerikanischen, die die Trans-Ideologie als „Kult“ bezeichnet und Eltern rät, wie sie ihr Kind aus diesen „sektenhaften“ Strukturen herausholen können. Die Folge: Anzeigen wegen „Volksverhetzung“.
Eine konzertierte Aktion sei das, erklärt Rona Duwe. „Die greifen sich einzelne Frauen raus und versuchen, sie nach Strich und Faden fertigzumachen.“ Dazu kommen Drohungen im Netz. „TERFs töten“ oder „Die sollten wir mal besuchen!“ Und das ist keine leere Drohung. Rona Duwe lebt heute im westfälischen Hamm, ihre Ein-Frau-Agentur liegt ländlich am Stadtrand. Eines Tages fand sie an den Bäumen ihres Spazierwegs Aufkleber mit queeren Symbolen. Sie verständigte die Polizei, die das Ganze sehr ernst nahm und die Aufkleber entfernte. Ein paar Tage später waren sie wieder da.
Rona Duwe ist also einiges an Attacken gewohnt. Aber dass sie nun selbst behandelt werden sollte wie eine Verbrecherin, das war endgültig zu viel. „Angeblich bestünde Wiederholungsgefahr, dabei waren alle Anzeigen gegen mich eingestellt worden.“ Sie beschließt, gegen die Vorladung zu klagen und macht den Skandal öffentlich.
Dass ihr der Humor dennoch nicht abhanden gekommen ist, mag an Rona Duwes rheinischer Prägung liegen. Geboren im Emsland, absolvierte sie ihr Design-Studium in Köln.
Mut und Entschlossenheit lernte sie von der Mutter. Die arbeitete als technische Zeichnerin, auch mit zwei Töchtern. „Ich habe sie zu Hause immer am Zeichentisch gesehen“, erzählt Tochter Rona stolz über ihre Mutter, die „Häuser renovierte und unglaublich kreativ war“.
Als Rona 15 war, trennte sich die Mutter von ihrem Mann „und ich habe gesehen, was einer Frau passiert, die sich trennt. Sie wird abgestraft und ausgeschlossen.“ Doch: „Danach haben sich ganz viele Frauen im Dorf scheiden lassen.“
Auch Rona Duwe wird sich später von den Vätern ihrer beiden Söhne trennen und selbst erleben, welche bedrohlichen Folgen das haben kann. „Da habe ich eine Art feministischen Schnellwaschgang durchlaufen.“ Die alleinerziehende Mutter startet den Blog „Phoenix-Frauen“ und bringt 2021 das Buch „Muttermut – Mutterwut“ heraus. Das sorgt für Gegenwind – bei Väterrechtlern wie Queerfeministinnen, von denen sie sich fragen lassen muss, „warum ich nur über Frauen schreibe“. Die Folge: eine „Riesen-Cancel-Orgie“.
Sie wird eine der wichtigsten Stimmen in der Debatte um Queer & Co
Das ist der Moment, in dem Rona Duwe beschließt, öffentlich in den Ring zu steigen. Sie wird zu einer der wichtigsten Stimmen in der Debatte um Queer & Co. und inzwischen ist sie keine Einzelkämpferin mehr, sondern engagiert sich bei den „Frauenheldinnen“ und „Lasst Frauen sprechen“. Kein Wunder, dass ihre GegnerInnen sie zum Schweigen bringen wollen. Aber Rona Duwe hält gegen und feuert aus allen Rohren. Gegen die Indizierung der Trans-Broschüre als „jugendgefährdende Schrift“ klagt sie, „zur Not bis nach Karlsruhe“. Gegen die Beleidigungen und Bedrohungen im Netz erstattet sie ihrerseits Anzeige. Die Vorladung zur erkennungsdienstlichen Behandlung hat die Polizei inzwischen zurückgenommen. Rona Duwe nimmt das als Bestätigung dafür, dass frau sich wehren muss. Denn sie weiß: „Wenn du so attackiert wirst, triffst du ins Schwarze.“