Kriegs-Angst & Reaktionäre Träume
Was denkt die Jugend von 15 bis 25? Zum Beispiel über den Ukraine-Krieg? Oder über ihre Zukunft in Beruf und Familie? Zu diesen brennenden Fragen liefert die Shell-Jugendstudie zwei bemerkenswerte Antworten.
Antwort Nr. 1: 81 Prozent haben „Angst vor einem Krieg in Europa“. Bei den jungen Frauen sind es sogar 88 Prozent (74 Prozent bei den jungen Männern).
Die Angst vor dem Krieg treibt die Jugendlichen um, besonders junge Frauen
Diese Angst vor dem Krieg steht bei der deutschen Jugend an erster Stelle. Gefolgt von Angst vor „steigender Armut“. Erst auf Platz 5 folgt die Sorge um den „Klimawandel“. Auf Platz 6 steht die Sorge über die „soziale Ungleichheit“. Die Angst vor „Zuwanderung nach Deutschland“ folgt erst an 13. Stelle (34 Prozent). Auf Platz 8 ist die Sorge über die „Ausländerfeindlichkeit“ (58 Prozent).
Da dürfen die kriegstüchtigen, wenig um soziale Gerechtigkeit bemühten Ampelparteien sich nicht wundern, dass die Jugend sie verlässt.
Antwort 2: Erschreckend traditionell sind die Ansichten zur sogenannten „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, also zur Berufstätigkeit von Frauen und Männern. Auf die Frage „Wie viele Stunden würdest du am liebsten durchschnittlich pro Woche arbeiten?“ – womit die entlohnte Berufsarbeit gemeint ist, nicht die Gratis-Familienarbeit -, antworten 40 Prozent der jungen Männer: 40 Stunden, also Vollzeit. Aber nur 6 Prozent der jungen Frauen wollen Vollzeit berufstätig sein. Etwa 20 Stunden wöchentlich wollen 13 Prozent der Männer in den Beruf, aber 43 Prozent der Frauen. „Gar nicht“ sagt kein Mann, sagen aber 8 Prozent der Frauen. Dazu passt, dass 6 Prozent der jungen Männer möchten, dass „seine Partnerin voll berufstätig ist“.
Die Frau ganz oder Teilzeit im Haus. Nur 6 Prozent wollen Vollzeit berufstätig sein.
Aber 37 Prozent der jungen Frauen wollen einen voll arbeitenden Mann. Und 12 Prozent der Männer möchte, dass die Frau gar nicht arbeiten geht, aber umgekehrt nicht eine einzige Frau.
Junge Frauen und Männer zwischen 15 und 25 richten sich also auf eine hochtraditionelle Zukunft ein, was die Arbeitsteilung angeht. Die Frau ganz oder Teilzeit im Haus
Die 20-Stunden-Woche wünschen sich nur 13 Prozent aller jungen Männer, aber 43 Prozent aller jungen Frauen für ihren Mann. Sie ist bei den Frauen natürlich in Kombination mit der Hauptverantwortung für Kinder und der Unterstützung des Ehemannes gedacht.
Die ideale 30-Stunden-Woche wünschen sich für ihre Frauen 23 Prozent der jungen Männer – aber 41 Prozent der jungen Frauen für ihre Männer – wohl in der Hoffnung, dass die dann zu Hause mehr mit anpacken.
Das Ideal – eine 30-Stunden-Woche für Männer und Frauen, solange die Kinder klein und schulpflichtig sind – kommt kaum vor. Noch nicht einmal in den Zukunftsträumen unserer Jugend von heute.
ALICE SCHWARZER