Meine Geschichte

Arme, ausgenutzte Männer?

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Mein Name ist Sofia. Ich bin 18 Jahre alt. Wann auch immer ich erwähne, dass ich Feministin bin, hagelt es Kritik. Männer behaupten, die Feministinnen würden ja „die Männer unterdrücken“ oder tönen: „Öhhi Altaa, Feministdingsbums brauchen doch nur ma nen Schwanz!“ Das kann ich ignorieren, weil eine Diskussion mit einem solchen Menschen sowieso nichts bringt.

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Doch vor ein paar Tagen fing sogar jemand aus meiner Tierrechtsinitiative damit an. In unserem Forum schrieb er, Feministinnen (oder Frauen allgemein?) würden die Männer ausnutzen, und schon im Kindergarten würden Jungen dafür bestraft, dass sie Jungen sind.

Ich weiß natürlich, dass das Quatsch ist. Sicher gibt es Einzelfälle, in denen ein Vater unrechtmäßig z.B. kein Sorgerecht bekommt. Und das ist auch traurig. Komischerweise kommt das Argument aber immer nur, wenn das Wort „Feminismus“ fällt – von sich aus hat sich noch nie einer bei mir beschwert, dass er sich in irgendeiner Form von Frauen unterdrückt fühlt.

Aber dagegen, was Frauen über Jahre ertragen mussten – und immer noch müssen – sind das doch Peanuts! Die Benachteiligung von Frauen (auch heute noch) ist so offensichtlich. Wenn ich anfange, Beispiele aufzuzählen, kann ich gar nicht mehr aufhören!

Doch obwohl ich normalerweise nicht auf den Mund gefallen bin, weiß ich nicht, wie ich diese Scheinargumente kurz und knackig widerlegen kann. Aber ich will so einen Schwachsinn nicht unkommentiert stehen lassen! Und ich will auch nicht jedes Mal die 423.853.803 Fälle ausführen, in denen Frauen eben weniger Rechte haben.

Vielleicht haben die EMMA-LeserInnen Ideen, wie ich diesen Vorurteilen gegenüber Feministinnen begegnen kann?

Sofia, 18, Osnabrück

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Wie abseits ist das denn?!

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Es existiert keine Frau auf der Welt, die diesen dummen Spruch nicht schon mal gehört hat: „Frauen verstehen Abseits nicht!“ Und weil Fußball immer noch als die letzte Bastion der Männlichkeit gilt, dreht sich in solchen Zeiten nicht nur der Ball, sondern auch das Bullshit-O-Meter.

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Das ultimative Klischee. Frauen und Abseits? Gröh-hö-höl!

Es reicht nämlich nicht, dass unsere Frauennationalmannschaft in den letzten Jahren ihren männlichen Konterparts gezeigt hat, wie man ein Turnier gewinnt (mehrfach), um den werten Herren zu beweisen, dass Frauen das Spiel beherrschen. So ein Abseits-Spruch, der geht trotzdem immer. Ist doch der Brüller!

Immerhin: Selbst Mädchen hat ihre letzte Ausgabe dem Thema Fußball gewidmet. Mit Themen der Art: Wie man sich für’s Public Viewing schminkt (indem man kopfüber in einen Eimer mit schwarz-rot-goldener Farbe springt). Ein Poster mit Spielplan und den “sechs heißesten Fußballern” (Ronaldo – würg). Eine Foto-Love-Story, in der Tussis Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um an die Jungs ranzukommen, Titel: “11 Kicker für Sophie“. (Hat das Internet mich verdorben oder klingt das für euch auch wie ein billiger Porno?)

Und eine offensichtlich brandneue Kolumne! “Was denken Jungs über…?” Da tönt es: “Unser neues Expertenteam! Hier stellen sich die vier Jungs vor, die dir ab sofort ehrliche Antworten auf aktuelle und intime Fragen geben, die du dich vielleicht nicht zu stellen traust.”

Diesmal geht es, klar, um “Fußballmädchen”. Damit sind nicht etwa Mädchen gemeint, die Fußball spielen! Es geht stattdessen um Mädchen, die mit ihren (männlichen) Freunden die WM-Spiele gucken wollen. Und Mädchen fragt: Geht das für Jungs überhaupt klar?

Hier die Antworten: Yunus, 14, findet Mädchen als Zuschauer okay . Lenny, 15, guckt lieber ganz alleine. Louis, 13, guckt nur mit Kumpels, weil Fußball „für Mädchen ja nur Party ist und nicht Fußball“. Und Norik, 18, sagt: “Auf keinen Fall!”. Er findet Mädchen, die Fußball spielen, nämlich “irgendwie unsexy”. Und er hat keinen Bock, den dummen Mädchen zu erklären, „was ein Abseits ist“. An sich selbst mag Norik übrigens seinen Charakter und dass er mit allen Leuten super auskommt. Aja.

Da haben wir ihn also wieder! Diesen saudummen Spruch. Das ultimative Geschlechterklischee. Frauen und Abseits? Gröh-hö-höl!

Es liegt schlicht und ergreifend an den Männern

Meine Kindheit habe ich sonntags auf den Fußballplätzen diverser Amateur-Dorfmannschaften verbracht. Mein Stiefvater hat Fußball gespielt, weshalb es für meine Mutter Pflicht war, sich das anzusehen - und mich mitzuschleppen. Als ich mit zehn Jahren dann mal zum Jugendtraining ging, zerrte mich mein Stiefvater regelrecht vom Platz und verbot mir, in den Verein einzutreten.

Ich und der Fußball, wir haben also eine gemeinsame Vergangenheit. Und nach jahrelanger Observation und unzähligen Gesprächsanalysen habe ich tatsächlich die Antwort entdeckt! Der Grund, weshalb viele Frauen kein Abseits checken!

Es liegt schlicht und ergreifend an den Männern! 

Habt ihr mal einen Kerl gefragt, ob er euch Abseits erklären kann? Da wird sinnierend gen Himmel gestarrt und Frauen hören Gemurmel wie dieses: “Als Konrad Koch den Fußball in Deutschland etablierte… Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel… der Sammer damals… FC Bayern, Stern des Südens… Tante Käthe… Schießenbolzenpassenabgebenstürmerverteidigertormannschiri…!” 

Dabei ist die Abseitsregel gar nicht kompliziert. Sie wird nur beschissen erklärt. Die meisten Typen haben ihre halbe Kindheit auf Papas Schoß gesessen und das „Aktuelle Sportstudio“ verfolgt, ob sie wollten oder nicht. Und möglicherweise führt dieser frühkindliche Overkill zu einer Verknotung der Synapsen, die es unmöglich macht, einfache Sachverhalte zu diesem Thema verständlich zu erklären.

Können die Tussis nicht einfach Schnittchen machen?

Vielleicht wollen manche Typen Abseits auch gar nicht verständlich erklären. Weil sie sich dann nicht mehr so irre schlau vorkommen gegenüber uns Frauen. Ein taktischer Bluff zur Selbstaufwertung.

Außerdem ist Fußball doch ein Männersport! Können die Tussis nicht einfach ein paar Schnittchen machen und Bier bringen, statt daneben zu sitzen und mitzugröhlen?!

Wenn euch das nächste Mal ein Kerl über Frauen & Abseits vollnölt, dann lächelt einfach, schließt ihn fest in eure Arme und flüstert ihm ins Ohr: “Etwas gut erklären zu können, das kann man lernen. Ich glaube fest an dich!”

Alternativ: Bittet ihn, euch die Regel darzulegen, lehnt euch zurück und genießt es zu sehen, wie er sich abstrampelt und rumstottert. Besonders lustig ist es, wenn er noch ein paar Kumpels dabei hat, die ihm ständig ins Wort fallen. Weil die es noch besser wissen.

Das ist ein Spaß. Besser als jedes Länderspiel!

PS “Abseits” liegt vor, wenn ein Spieler den Ball Richtung gegnerisches Tor zu seinem Mitspieler schießt und sich im Moment des Abspielens zwischen diesem Mitspieler und dem Tor nicht mindestens zwei Spieler der gegnerischen Mannschaft befinden oder der vorletzte gegnerische Spieler mit ihm nicht gleichauf ist. Und weil man Sachen immer besser checkt, wenn man den Sinn dahinter versteht: Gäbe es diese Regel nicht, könnte ein Spieler das gesamte Spiel über praktisch genau vor der Nase des gegnerischen Tormanns stehen bleiben und auf einen guten Pass warten, den er reindonnern kann. Was dann ja wohl ziemlich lame wäre.

Robin Urban ist Feministin und bloggt unter Robins urban life stories.

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