Arzuhan Dogan Yalcindag: die Unternehmerin
Gleich nach der Wahl von Arzuhan Dogan Yalcindag meldeten sich andere Unternehmerinnen zu Wort und bejubelten die "Revolution": Tüsiad, der mächtige türkische Unternehmerverband, wird seit dieser Woche von einer Frau geleitet. Die neue Chefin ist die Tochter von Aydin Dogan, des Gründers der Dogan-Holding, größtes Medienimperium der Türkei, der unter anderem über neun Tageszeitungen und sechs Fernsehsender gebietet. Daneben hat er vier tüchtige Töchter, die in seine Unternehmen eingestiegen sind. Arzuhan ist die Älteste.
Sie führte zuletzt das Fernsehgeschäft, und zwar so erfolgreich, dass sie im letzten Jahr vom Wirtschaftsblatt Ekovitrin zur "Unternehmerin des Jahres" gewählt wurde. Der Unternehmerverband, dessen Vorsitzende sie jetzt ist, drängt die Regierung zu mehr demokratischen Reformen und hat des Öfteren auch bei heiklen Themen klar Position bezogen: so für die Rechte von Minderheiten oder gegen den berüchtigten Paragrafen 301, der die "Verunglimpfung des Türkentums" verbietet. Vorsitzende Yalcindag glaubt fest daran, dass die Türkei "auf dem Weg zu einer toleranteren Gesellschaft" sei.
Die Karrierefrau hat in Istanbul das französische Gymnasium besucht und später in London studiert. 1990 gründete sie gemeinsam mit der deutschen Firma Quelle ein Versandhaus in der Türkei. Später arbeitete sie in einer Bank und für die Zeitschriften ihres Vaters, bevor sie dann in Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Time-Warner im Jahr 2000 CNN-Türk aus der Taufe hob.
Verheiratet ist Arzuhan mit Mehmet Ali Yalcindag, dem Chef der Dogan Holding, mit dem sie zwei Söhne hat. Sehr weit musste Arzuhan Dogan Yalcindag also nicht klettern, um an die Spitze zu kommen. Sie ist Gründungsmitglied des türkischen Unternehmer/nnen-Verbandes und der "Fraueninitiative für die Europäische Union". Nach ihrer Wahl sagte sie: "Die Teilnahme von Frauen in allen Feldern, egal ob in der wirtschaftlichen, in der gesellschaftlich-kulturellen oder in der politischen Arena, sollte verstärkt werden." "Wir Türkinnen werden in der Arbeitswelt diskriminiert", sagt die Unternehmerin Ceyda Erem. "Von nun an aber wird man sehen, dass Frauen geschickt sind und Hirn haben." Kein Wunder, dass manche von einer "Revolution" sprechen.