„Wer den Turm hat, hat die Macht!“
Oberbürgermeisterin Henriette Reker eröffnete persönlich das Event "Die Stadt der Frauen – 50 Jahre Frauenbewegung in Köln", in passend gegenderter Sprache: "Die Gleichstellung der Geschlechter war noch nie eine Selbstläuferin!“ sagte sie. „Feminismus, das ist zu jeder Zeit Pionierinnen-Arbeit. Und dabei geht es darum, wie die Macht unter den Geschlechtern gerecht verteilt wird."
Ex-Dombaumeisterin (und FMT-Vorstandsmitglied) Barbara Schock-Werner spannte in ihrer Eingangsrede entsprechend den Bogen von der römischen Kaiserin Agrippina, der Gründerin von Köln vor 2.000 Jahren, bis zur Oberbürgermeisterin, der Regentin heute.
Noch kein weibliches Dreigestirn im Karneval, aber eines an der Stadtspitze
Köln hatte zwar noch nie ein weibliches Dreigestirn im Karneval, aber dafür heute eins an der Stadtspitze: Stadtchefin Reker regiert die Millionen-Metropole gemeinsam mit Stadtdirektorin Andrea Blome und Stadtkämmerin Dörte Diemert.
Es folgte zwangsläufig das Podium „Frauen und Macht“, das mächtig besetzt war: Mit Stadtdirektorin Andrea Blome; Nicole Grünewald, ihres Zeichens nach 222 Jahren erste Präsidentin der Industrie- und Handelskammer zu Köln; der Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, Nanette Snoep; sowie Susanne Imhoff, die Vorsitzende der Imhoff-Stiftung, die aus dem Schokoladenimperium des mächtigen Vaters entstanden ist („Ich muss aushalten, dass mich Menschen doof finden.“). Und schließlich: Hiltrud Kier, ehemalige Stadtkonservatorin, die mit ihrem beherzten Einsatz Ende der 1980er Jahre maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass nicht nur die im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten romanischen Kirchen, sondern auch der frühmittelalterliche Bayenturm wieder aufgebaut wurde – und schließlich die Frauen dort die Macht übernehmen konnten (statt eines der in Köln üblichen Karnevalsvereine).
Im Anschluss daran erinnerten feministische Pionierinnen im Gespräch mit der wissenschaftlichen Leiterin des FMT, Berit Schallner, an die Anfänge der Frauenbewegung in Köln: So berichtete Frauke Mahr von der „Lobby für Mädchen“, wie Frauen 1976 ein Haus für geschlagene Frauen besetzten, aus dem dann das erste Frauenhaus Westdeutschlands wurde. Gisela Schneider erzählte von den Unterschriftensammlungen für die Stern-Aktion „Ich habe abgetrieben“ in der Kölner Schildergasse. Und die Frauenärztin Maria Beckermann berichtete über die Frauenverachtung in der Männermedizin, die ihr damals entgegenschlug.
Am Sonntagmorgen moderierte Kunsthistoriker Gérard Goodrow die hochkarätige Künstlerinnenrunde: von der feministischen Avantgarde-Künstlerin Ulrike Rosenbach über die Kölner Aktionskünstlerin Angie Hiesl bis hin zu der Düsseldorfer Fotokünstlerin Judith Samen.
Vor allem für KölnerInnen war das von EMMA-Redakteurin (und FMT-Beiratsmitglied) Chantal Louis moderierte Podium „Jecke Wiever an die Macht“ eine Freude. Da stellte sich nämlich auf der Bühne Christoph Kuckelkorn der dringlichen Frage der Karnevalsaktivistinnen von den „Colombinen“ bis zur „1. Damengarde“: Wann kriegt Köln endlich ein weibliches Dreigestirn? „Ganz bald“, versprach der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, das im nächsten Jahr sein 200-jähriges Bestehen feiern kann. Noch in diesem Jahr will Kuckelkorn, der in Köln gefühlt gleich nach der Oberbürgermeisterin kommt, ein erstes Netzwerk-Treffen einberufen, das den Weg der Kölnerinnen in die Karnevals-Gremien und an die Spitze vorbereitet. Er wird beim Wort genommen!
Klar, dass das Ganze im kölschen Frohsinn enden musste. Auf der Bühne natürlich: ausschließlich Frauen! Peggy Sugarhill von den „Rockemariechen“, Karolin Balzar & Valerie Jacob von der feministischen Schnittchensitzung, und das Trio „Abends mit Beleuchtung“, die Hausband der „Röschensitzung“, machten Musik von Rock bis Krätzchen. Moderiert wurde der Abend von Myriam Chebabi, ihres Zeichens Präsidentin der Immi-Sitzung (Motto: „Jede Jeck is von woanders“). Der krönende Abschluss war Biggi Wanninger, die Präsidentin der „Stunksitzung“.
Am Ende schunkelten alle auf der Bühne mit dem Publikum auf den Stühlen gemeinsam zur kölschen Frauen-Hymne: „Denn mir sin kölsche Mädcher“. Ohne Schunkeln geht es in Köln eben einfach nicht. Auch nicht für Feministinnen.