Frauen sichern Geschichte
Die Frauenbewegung war weder eine Partei noch eine Organisation. Sie lag einfach in der Luft! Und irgendwann nahm der Protest Gestalt an, Ende der 60er-/Anfang der 70er-Jahre. Die Jahre des Aufbruchs, die 1970er, waren zweifellos die radikalsten und übermütigsten (so wie hier die Frauen Mitte der 70er in dem feministischen Feriencamp Femø).
Doch trotz – oder vielleicht sogar wegen – der Abwesenheit organisatorischer Strukturen machte die basisorientierte Frauenbewegung Geschichte und wurde zur stärksten, umwälzendsten sozialen Bewegung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jetzt, im 21. Jahrhundert, haben Feministinnen wieder alle Hände voll zu tun, um das Erreichte zu sichern. In Zeiten von Trump & Erdoğan, Magersucht & Botox droht ein Backlash auf breiter Front.
Es ist die
stärkste soziale Bewegung des 20. Jahrhunderts
Es ist nicht einfach, den Spirit dieser Basisbewegung einzufangen und zu dokumentieren. Doch es gibt Protokolle, Flugblätter, Zeitungen, Fotos und Bücher. Und es gibt noch Zeitzeuginnen (so manche von ihnen ist bis heute aktiv).
Ihre Erinnerungen und dieses Material gilt es zu sichern. Und das der historischen Frauenbewegung, von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg. Darum kümmern sich seit Jahren 41 Frauenarchive, kleine und große, improvisierte und professionelle. Sie alle haben sich in dem Dachverband i.d.a. (informieren – dokumentieren – archivieren) zusammengeschlossen. Der ist die Basis für ein bisher weltweit einzigartiges Projekt: Die feministischen Archive haben begonnen, ihre wichtigsten Dokumente zu digitalisieren und auf eine gemeinsame Plattform zu geben: das DDF (Digitales Deutsches Frauenarchiv).
Am 13. September 2018 ist das DDF online gegangen – und das Ereignis gebührend gefeiert worden. Familienministerin Franziska Giffey hat persönlich den Festakt eröffnet und auf einem Podium debattierten u. a. die Schauspielerin Jasmin Tabatabai und die Netzaktivistin Anne Wizorek über Feminismus gestern und heute.
„Frauen machen Geschichte, das ist eine zentrale Botschaft“, erklärte die Geschäftsführerin des DDF, Sabine Balke. Und Ministerin Giffey, die das Projekt DDF fördert, gerät regelrecht ins Schwärmen: „Hier können wir sehen, nachvollziehen, uns inspirieren lassen, was die Frauen in den vergangenen Jahrzehnten für uns alle erkämpft haben.“
Ein Kampf, der noch lange nicht zu Ende ist – vielleicht fängt er auch gerade erst wieder so richtig an.