Glenn Close: Ich darf das!

Premiere für "Die Frau des Nobelpreisträgers": Glenn Close beim Filmfestival in Toronto. - Foto: GP Images/WireImage/Getty Images
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Nein, sie hat auch diesmal keinen Oscar bekommen. Zum siebten Mal war sie nominiert, diesmal für ihre Rolle in „Die Frau des Nobelpreisträgers“. Das ist nicht nur deshalb bedauerlich, weil man Glenn Close die Trophäe sehr gegönnt hätte, sondern auch, weil sie vermutlich eine ähnlich feministische Ansprache gehalten hätte wie ihre „powerful feminist speech“ (Independent) wenige Wochen zuvor bei den Golden Globes.

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Als Glenn Close diesen Filmpreis am 6. Januar unter tosendem Applaus entgegennahm, war sie sichtlich gerührt. Aber in Tränen brach die Geehrte erst aus, als sie über ihre Mutter sprach. „Meine Mutter hat ihr ganzes Leben meinem Vater un- tergeordnet. Mit 85 hat sie zu mir gesagt: ‚Ich habe das Gefühl, ich habe im Leben nichts erreicht.‘“ Mutter Bettine hatte ihren Mann William jung geheiratet und sich nicht einmal die Zeit genommen, die High School abzuschließen, um ihrem Ehemann, einem erfolgreichen Chi­rurgen, den Rücken freizuhalten. Sie blieb Hausfrau und kümmerte sich um die fünf Kinder. Einige Jahre lebte die Familie im Kongo, wo der Vater ein Krankenhaus leitete.

Die aktuelle EMMA, ab 28.2.2019 im Handel.
Die März/April EMMA, ab 28.2. im Handel.

Über ein halbes Jahrhundert später steht nun Tochter Glenn, 71, auf der Bühne des Beverly Hilton Hotels und fordert: „Frauen müssen ihre Träume verfolgen können. Wir müssen sagen: Ich kann das – und ich darf das auch!“ Ihre Kolleginnen, die während ihrer Rede bestätigend genickt haben, erheben sich. Standing Ovations. In der ersten Reihe applaudiert die ebenfalls nominierte Lady Gaga, die zur Feier des Tages passend zum Festkleid eine blaue Strähne in ihrem weiß gefärbten Haar trägt.

Glenn Close spielt auch im Film eine hochtalentierte Frau, die ihr ganzes Leben ihrem Mann unterordnet: Joan Castleman schreibt die Romane, für die Ehemann und Schürzenjäger Joe schließlich mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird. Doch „The Wife“, so der Originaltitel der Buchvorlage von Meg Wolitzer, will nicht mehr…

Es ist eine Paraderolle für Glenn Close, die, gemeinsam mit Meryl Streep, Susan Sarandon & Co., in die Riege der großen Hollywood-Feministinnen gehört. An der Seite von Gloria Steinem marschierte sie auf Pro-Choice-Demos, sie spielte in den „Vagina Monologen“ gegen sexuelle Gewalt an und setzte sich für die Homo-Ehe ein. Schon in ihrem ersten Film „Garp und wie er die Welt sah“ eröffnet sie als Garps emanzipierte Mutter ein Frauenhaus. Close, die übrigens auch eine großartige Sängerin ist und ihre Karriere Mitte der 1970er mit Broadway-Musicals begann, spielte in Blockbustern wie „Das Geisterhaus“ oder „Mars Attacks“, aber immer auch in kleinen Independent-Filmen, die sie durch ihren Namen groß machte. Zum Beispiel „Serving in Silence“, die Geschichte der Margarethe Cammermeyer, die als höchstdekorierte Frau der US-Armee wegen ihrer Homosexualität unehrenhaft entlassen wird.

Die „Rolle ihres Lebens“ (FAZ) allerdings war „Albert Nobbs“. Drei Jahrzehnte lang kämpfte Glenn Close für ihr „Herzensprojekt“: die anrührende Geschichte eines irischen Butlers, der eigentlich eine Frau ist, doch im Dublin des 19. Jahrhunderts nur als Mann überleben kann. Für ihren Albert Nobbs bekam Close 2012 ihre sechste Oscar-Nominierung.

Glenn Close war dreimal verheiratet, aus Ehe Nr. 2 stammt Tochter Annie, die Mutter Glenn nach der Scheidung allein erzog – und die in der „Frau des Nobelpreisträgers“ die junge Joan spielt. Auf die Frage, warum „Männer so schlecht mit starken, begabten Frauen leben“ könnten, antwortet Glenn Close: „Das sollten Sie meine Ex-Partner fragen.“

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Sie ist auf dem Weg nach oben

Florence Kasumba wird jetzt "Tatort"-Kommisarin, Foto: Ilze Kitshoff.
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Welche Rolle sie nicht spielen könne? Florence Kasumba lacht und erzählt: Einmal habe sie sich für den Part einer Frau beworben, die von ihrem Ehemann geschlagen werde. „Ich kam vom Kung-Fu-Training zum Vorsprechen, im Tanktop, und die Reaktion war: ‚Sorry, aber du siehst nicht aus wie eine, die sich verprügeln lässt.‘“ Da habe sie gedacht: „Stimmt. Aber das ist okay.“

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Sie sitzt im Café eines Berliner Hotels, trinkt stilles Wasser, spricht mit ruhiger Stimme und füllt doch den Raum mit ihrer Präsenz. Der Kopf kahl geschoren, die Füße in schweren Doc Martins, die Haltung aufrecht und jede Bewegung von der elastischen Grundspannung einer Tänzerin durchdrungen: Diese Frau ist eine Erscheinung. Cool und nahbar, robust und grazil, kon­trolliert und zugleich unprätentiös im Auftreten.

Sie ist in Essen aufgewachsen und hat es bis nach Hollywood geschafft

Das hat die 42-Jährige, die in Ugandas Hauptstadt Kampala geboren und in Essen aufgewachsen ist, bis nach Hollywood geführt. Als Sicherheitschefin Ayo kämpfte sie im Marvel-Universum, in Kassenschlagern wie „Captain America“, „Black Panther“ und „Avengers“. In „Wonder Woman“ gab sie eine wehrhafte Senatorin. Gerade hat sie ihre Stimme einer animierten Filmfassung des Musicals „König der Löwen“ geliehen. Zur Besetzung gehört auch Beyoncé.

Aber dass sie es „geschafft“ habe, sagt Florence Kasumba, höre sie in Deutschland erst, seit sie als „Tatort“-Kommissarin engagiert wurde. Dabei hatte sie nach ihrem Theater- und Tanzstudium in den Niederlanden schon eine erfolgreiche Musicalkarriere hingelegt, stand in „Die Schöne und das Biest“ oder „Mamma Mia“ auf der Bühne und spielte die Titelfigur in „Aida“. Im deutschen Fernsehen hatte sie immer wieder kleinere Rollen übernommen.

Wer hätte schon gedacht, dass es sie für amerikanische Actionfilme empfehlen würde, als sie Shaolin Kung Fu für sich entdeckte? In Kampfkünsten geschult, konnte sie ihre Stunts teilweise selbst machen – und katapultierte sich mit ihrer Karriere auf eine andere Umlaufbahn. Das wiederum weckte zuhause neues Interesse. In der Agentenserie „Deutschland ’86“ auf Amazon spielt sie eine südafrikanische Anti-Apartheid-Kämpferin, die eine weiße Frau liebt.

Im Frühjahr wird Florence Kasumba nun an der Seite von Maria Furtwängler im Göttinger „Tatort“ als Kommissarin Anaïs Schmitz zu sehen sein. Aber wieder als die Toughe auftreten, verfestigt da sich nicht ein Rollenklischee? Nein, sagt Florence Kasumba, sie habe ja auch schon eine Forscherin und eine Ärztin gespielt. Mit dem „Tatort“ geht für sie ein Traum in Erfüllung. „Ich dachte mir: Es gibt schon so viele unterschiedliche Ermittler, da könnte ich doch die erste schwarze Kommissarin werden. Und es hat geklappt!“ Ihre Hautfarbe spielt in Deutschland noch eine Rolle. In den Niederlanden wundere sich keiner, wenn sie zur Begrüßung sagt: „Hi, ich bin Florence. Ich komme aus Essen und lebe in Berlin.“

Jetzt ist sie die erste schwarze Kommissarin
im "Tatort"

Als Schauspielerin wünscht sich Florence Kasumba mehr Vielfalt in Spielfilmen: LGBT-Figuren, verschiedene ethnische Hintergründe, größere Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung. Als Bürgerin, Ehefrau und Mutter zweier Kinder, die einen hellhäutigen Vater haben, blickt sie mit Sorge auf den Rechtsruck in Europa und Aufmärsche wie in Chemnitz. Aber sie will verstehen, warum Leute dort mitmarschieren, was ihnen widerfahren ist.

Erfahrungen mit Alltagsrassismus, die sie natürlich kennt, will sie im Gespräch keinen breiten Raum geben. Für sie, die „Ruhrpottpflanze“ mit der behüteten Kindheit, steht an erster Stelle, was uns voranbringt. „Ich habe keinen Krieg erlebt, ich musste nie wirklich für etwas kämpfen“, sagt sie. Frauenrechte und die Rechte von Schwarzen, für die freilich immer weiter gestritten werden müsse, hätten andere für sie erkämpft. Das sei Geschenk und Verpflichtung. Florence Kasumba steht mit jeder Rolle, die sie spielt, dafür ein.

"Tatorte" mit Florence Kasumba

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