Virginia Woolf: Ein Zimmer für sich
Als in der ersten EMMA 1977 vier Seiten über Virginia Woolf (1882-1941) erschienen, kannte die Autorin ihr Werk nur im englischen Original. In Deutschland war Woolf vergriffen und vergessen. Nach dem Erscheinen von EMMA rief der Fischer-Verlag in der Redaktion an und fragte: Wenn wir Virginia Woolf wieder auflegen würden - wäre dann EMMA bereit, uns publizistisch zu unterstützen? EMMA war bereit.
Seither erschienen allein in EMMA elf große Beiträge über diese, neben Simone de Beauvoir bedeutendste feministische Theoretikerin und Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts. Heute ist ihr Stellenwert in den Feuilletons wieder präsent - und hat der Fischer-Verlag in einer beeindruckend sorgfältigen und schönen Edition das gesamte Werk von Woolf neu übersetzt und veröffentlicht. 19 der insgesamt 24 Bände liegen schon vor (davon die meisten als Taschenbücher), die jüngste Veröffentlichung sind die Briefe: von den ersten Schreibversuchen 1888 bis zu ihrem Abschiedsbrief vor dem Selbstmord 1941. Zu Virginia Woolfs 125. Geburtstag am 25. Januar 2007 wird die Biografie von Hermione Lee als Taschenbuch erscheinen.
Es braucht 500 Pfund und ein Zimmer, dessen Tür mit einem Schloss ausgestattet ist, wenn man ein fiktionales oder poetisches Werk schreiben will.
Von Anfang an hat EMMA Virginia Woolf - die in den 70er und 80er Jahren in Frauenbewegungskreisen vorzugsweise als die Schöne und Leidende verehrt wurde - in ihrer komplexen literarischen und politischen Bedeutung dargestellt. Denn, was bis heute so manchen noch nicht klar ist: Noch bevor Virginia Woolf ihren ersten Roman verˆffentlichte, war sie eine aktive Suffragette. Schon die 15-J‰hrige plante eine "Geschichte der Frauen" und die junge Frau machte, trotz Schüchternheit, aktiv bei den Suffragetten mit. Woolfs Essay "Ein eigenes Zimmer" und "Die drei Guineen" gehören zu den Schlüsselwerken feministischer Theorie.
Schwer vorstellbar, aber leider wahr: Eine der größten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts und scharfsinnigsten Theoretikerinnen, zu Lebzeiten berühmt, war nur zwanzig, dreßig Jahre nach ihrem Tod vergessen. Ihre Wiederentdeckung ist ausschlißlich der Frauenbewegung zu verdanken - und EMMA hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt.
Alle Texte von Woolf im Fischer Verlag.
In EMMA
Oh Virginia (2/77)
Nicht nur das schöne Bild (1/80)
Das Helle und das Dunkle (11/91)
Die starke Virginia (6/99)