Neues Spiel, neues Glück

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Zwei Jahre nach dem WM-Aus gegen Japan treten die deutschen Fußball-Frauen wieder an: Bei der EM in Schweden gelten die siebenfachen Europameisterinnen als Favoritin. Holen Natze & Co EM-Titel Nummer acht?

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Växjö, Kalmar, Norrköping, Stockholm. Vier Orte in Skandinavien, die im Sommer das Bilderbuch-Schweden verkörpern. Mit weiten Wäldern, großen Seen und vor allem: Mit vier Stadien, in denen bei der Europameisterschaft von 10. bis 28. Juli der Zustand des deutschen Frauenfußballs klar werden wird. „Wir haben was wiedergutzumachen“, sagt Nadine Angerer, Kapitänin und Torhüterin der deutschen Fußballerinnen. Wiedergutmachung? War da was?

Vor zwei Jahren spielten die deutschen Frauen ein großes Turnier, das der Welt zeigen sollte, wie stark der deutsche Frauenfußball ist, doch es sollte bitter enden. 2011 stand die Frauenfußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land an, so groß und professionell organisiert wie nie zuvor. 73.680 enthusiastische ZuschauerInnen verfolgten das Eröffnungsspiel der favorisierten Deutschen im ausverkauften Berliner Olympiastadion, Millionen saßen vor den Fernsehern. Die ganze Republik, so schien es, fieberte mit den Titelverteidigerinnen mit. Die Fans, die Medien und die Werbewelt lieferten fast ­täglich neue Rekorde. Am Ende scheiterte Deutschland früher als erwartet, als erhofft sowieso. Schon im Viertelfinale, also in der Runde der letzten Acht, war gegen die späteren Weltmeisterinnen aus Japan Schluss. Und in die Enttäuschung über das frühe Aus beim Heimturnier mischte sich der Frust darüber, wegen der schlechten Platzierung nur noch zusehen zu können, wie Frankreich, Schweden und England einen Sommer später bei Olympia aufspielten.

Zwei Jahre lang also waren Deutschlands Frauen nicht auf der internationalen Bühne vertreten. Abgesehen von Qualifikations- und Freundschaftsspielen, die weiterhin im Fernsehen live übertragen werden, ist der Frauenfußball in der Wahrnehmung der Deutschen wieder an den Rand gerückt.

Die Frauen-Bundesliga hat zwar in ihren Hochburgen in Potsdam, Frankfurt und neuerdings Wolfsburg durchaus Zuschau­erInnenzahlen im vierstelligen Bereich, kommt in den überregionalen Medien und Fernsehanstalten aber nur selten vor. Auch ein Sponsoren-Schub, den sich der eine oder andere Bundesliga-Verein durch die WM erhofft hatte, ist ausgeblieben.

Der Gradmesser für Interesse und ­Attraktivität bleibt die Nationalmannschaft. Und mangels Turnier ging auch hier die Berichterstattung zurück. „Jeder, der vor der WM gedacht hatte, dass nach diesem Turnier ein Boom ausbricht, verkennt die Realität“, sagt Steffi Jones. ­„Allein dass wir mit den Spielen unserer Nationalmannschaft live zu besten Fernsehzeiten zu sehen sind, ist im Vergleich zu anderen Frauen-Sportarten schon ein Erfolg. Die Frauen-Nationalelf hat sich über viele Jahre einen Stellenwert erarbeitet, den die Bundesliga angesichts der Konkurrenz auf dem Sportmarkt vielleicht nie erreichen wird.“ Jones stand der WM als Präsidentin des Organisations-Komitees vor und organisiert jetzt als Direktorin für Frauenfußball beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Zeit danach.

Das ist eine Zeit, in der die Frauen unter den rund 6,8 Millionen Mitgliedern des DFB noch immer die am intensivsten wachsende Gruppe sind. Zwar war die Zahl der Mädchenmannschaften im DFB, die vor der WM boomten, nach dem Turnier kurzfristig gesunken. Jetzt aber steigt sie wieder.

Der deutsche Frauenfußball genießt im internationalen Vergleich nicht mehr die Ausnahmestellung, die er bisher innehatte. Zwei Weltmeisterschaften und sieben Europameisterschaften haben die deutschen Fußballerinnen bisher gewonnen, auch bei der EM 2013 in Schweden treten sie wieder als Titelverteidigerinnen an. Doch während sich der deutsche Frauenfußball bis 2011 in immer neuen Erfolgen sonnen konnte, gilt es jetzt, das hohe Niveau zu halten.

„Schön war das nicht“, sagt Bundestrainerin Silvia Neid zum WM-Aus plus der verpassten Olympia-Teilnahme, „aber wir haben versucht, damit konstruktiv umzugehen.“ Konstruktiv, das heißt: „Wir haben versucht, die Zeit für einen Umbruch zu nutzen und junge Spielerinnen nach oben zu ziehen, die die Zukunft dieser Mannschaft ausmachen werden.“ Spielerinnen wie die erst 20-jährige Außenverteidigerin Leonie Maier, die die Bundestrainerin beim Testturnier an der Algarve derart beeindruckt hat, dass sie diesen Sommer in Schweden wohl in der Startelf sein wird. Auch Innenverteidigerin Luisa Wensing, 20, darf sich Hoffnungen auf einen EM-Einsatz machen.

Daneben sind es Spielerinnen wie Stürmerin Célia Okoyino da Mbabi, 25, Mittelfeldspielerin Lena Goeßling, 27, oder auch Regisseurin Dzsenifer Maroszan, 21, die das Spiel der deutschen Mannschaft tragen sollen. Lira Bajramaj, 25, und Simone Laudehr, 26, werden sich nach langwierigen Kreuzbandrissen erst wieder in die Mannschaft zurückkämpfen müssen.
Nach den Abgängen der alten Ikonen wie Ariane Hingst (nach Australien), Inka Grings (derzeit USA), Kerstin Garefrekes (verlängerte um ein Jahr beim 1. FFC Frankfurt) und Birgit Prinz (arbeitet als Sportpsychologin) wird es spannend zu sehen, wie die neu aufgestellte Nationalelf der Frauen in Schweden spielen wird. „Das Schöne ist“, sagt Bundestrainerin Neid: „Ich spüre bei den Spielerinnen wieder diesen Hunger nach Erfolg.“         

EM-Termine
11.7., 20.30 Uhr: Deutschland-Niederlande
14.7., 20.30 Uhr: Deutschland-Island
17.7., 18 Uhr: Deutschland-Norwegen
Viertelfinale: 21./22.7., Halbfinale: 24./25.7., Finale: 28.7.

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