So haben Frauen & Männer gewählt
Same procedure as every Wahl: Männer haben auch bei dieser Bundestagswahl stärker rechts gewählt als Frauen. 24 Prozent der Wähler machten ihr Kreuz bei den Rechtspopulisten, aber nur 18 Prozent der Wählerinnen. Macht einen Gender Gap von sechs Prozent. Bei den letzten Bundestagswahlen 2021 hatte er noch bei vier Prozent gelegen (12% Männer, 8% Frauen). Absolut wird der Gender Gap bei der AfD also größer, in Relation aber kleiner: 2021 hatten ein Drittel weniger Frauen als Männer die AfD gewählt, 2025 waren es nur noch ein Viertel.
Das BSW schließlich wäre mit nur Wählerinnen in den Bundestag eingezogen: Vier Prozent der Männer, aber sechs Prozent der Frauen haben Wagenknecht gewählt, also die Hälfte mehr Frauen! Genau umgekehrt verhält es sich bei der FDP: Hätten nur Männer gewählt, hatte Lindner es mit fünf Prozent gerade nochmal in den Bundestag geschafft.
Die CDU hat ihren von Merkel geerbten Frauenbonus nun endgültig verloren
Auch der zukünftige Kanzler Friedrich Merz hat bei Männern stärker gepunktet als bei Frauen. Bei den Wählern holte Merz 30 Prozent, bei den Wählerinnen nur 27 Prozent. Damit ist der Frauenbonus der CDU endgültig perdu. Dieser Frauenbonus für die Union war in der Vergangenheit immer eine sichere Bank gewesen.
Doch seit Anfang der 1970er Jahre - sprich: seit Aufbruch der Frauenbewegung - hatte die SPD ein Dauerabo auf die größere Gunst der Wählerinnen gehabt. Die hatten über drei Jahrzehnte lang in der leider weitgehend unbegründeten Hoffnung auf eine fortschrittlichere Frauenpolitik die Sozialdemokraten gewählt. Dann kam 2005 die CDU-Kanzlerin und jagte nach der ersten Legislaturperiode der SPD den Frauenbonus ab. Zum ersten Mal wählte selbst die Mehrheit der Jungwählerinnen Merkels CDU.
Den Grünen brechen die jungen Frauen auch bei dieser Wahl wieder dramatisch weg
Bei der letzten Bundestagswahl 2021 war mit Kanzlerkandidat Armin Laschet der Frauenbonus von acht Prozent bei der Wahl 2017 auf ein Prozent geschrumpft. Jetzt ist er ganz weg und die Union wird wieder stärker von Männern gewählt. Der zukünftige Kanzler täte womöglich gut daran, darüber nachzudenken, warum das so ist und wie er mehr weibliche Wähler für sich und seine Partei gewinnen könnte. Vielleicht durch mehr Frauen als Männer im Kabinett? Wie von Merz schon laut angedacht.
Die Frauen tendierten diesmal durchweg stärker nach „links“: Drei Prozent mehr Frauen als Männer wählten, wie schon 2021, die SPD (18% Frauen, 15% Männer). Bei den Grünen liegt der Gender Gap nur noch bei zwei Prozent (13% Frauen, 11% Männer), er schrumpft also weiter. Kanzlerkandidat Robert Habeck konnte 2025 bei den Wählerinnen noch weniger punkten als Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock bei der Wahl 2021. Damit setzt sich für die Grünen der Trend fort, der bei den Europawahlen im Juni 2024 begonnen hatte: Den Grünen brechen die Frauen weg, vor allem die jungen, und das dramatisch.
Die Linke ist mit 25 Prozent bei den Jungwählerinnen stärkste Partei
Das dürfte auch daran liegen, dass der Klimawandel, der bei den letzten Bundestagswahlen bei jungen Menschen noch Thema Nr. 1 war, weggerutscht ist. Die letzten Jugendstudien zeigen: Inflation und Wohnungsnot brennen jungen Menschen stärker unter den Nägeln, ebenso die – erst in den letzten Tagen durch Trump quasi gebannte – Gefahr eines Atomkriegs. Letztere macht insbesondere jungen Frauen Sorgen. Die Grünen aber waren, mit Kriegsministerin Baerbock an vorderster Front, als Friedenspartei ein Totalausfall.
JungwählerInnen wandten sich stattdessen den Linken zu. Es ist davon auszugehen, dass von den 25 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, die Heidi Reichinnek aus dem Osten ihre Stimme gegeben haben, etwa jede Fünfte auf das Konto junger Frauen geht. Junge Frauen haben die Linke zur stärksten Partei bei den WählerInnen unter 30 gemacht. Zweitstärkste Partei bei den WählerInnen unter 30 ist: die AfD. Hier dürften es, genau umgekehrt, die jungen Männer sein, die überproportional die Rechtspopulisten gewählt haben.
Bei der Berichterstattung am Wahlabend erfuhren die ZuschauerInnen das alles jedoch nicht. Natürlich war Thema, dass quasi im gesamten Osten die AfD stärkste Partei geworden ist und dass Alice Weidel 1,8 Millionen Nichtwähler und 38 Prozent der Arbeiter mobilisiert hat. Man erfuhr auch, dass 1,8 Millionen WählerInnen von der SPD abgewandert und 1,3 Millionen zur Union gewandert sind. Alles hochinteressant. Nur wie Frauen und Männer gewählt haben, das erfuhr man leider nicht. Gut, dass es EMMA gibt.