Frauenmusik bald verstummt?
Das Archiv „Frau und Musik“ in Frankfurt ist einmalig: Seit 40 Jahren erforscht, systematisiert und sichert hier ein Kreis aus Musikerinnen, Wissenschaftlerinnen und musikinteressierten Frauen die Arbeit von Komponistinnen vom 9. bis zum 21. Jahrhundert, von Japan bis Frankreich. Das Archiv ist nicht nur deutschlandweit, sondern weltweit die einzige Sammelstelle für die Musikgeschichte von Frauen.
Bisher wurde es zur Hälfte vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt finanziert, mit je 54.000 Euro im Jahr. Für drei Mitarbeiterinnen und die Miete für 200 Quadratmetern. Die Stadt Frankfurt droht nun damit, ihren Teil der Förderung zu streichen. Mit den verbleibenden 54.000 Euro ließe sich das Archiv, wenn überhaupt, nur noch auf Sparflamme weiterführen.
Über 4.000 Unterschriften zählt die Petition, die der Arbeitskreis „Frau und Musik“ zur Sicherung des Archivs aufgesetzt hat. Morgen entscheidet der Kulturausschuss der Stadt Frankfurt endgültig über die Zukunft des Archivs. Dann wollen die Frauen auch die Unterschriften übergeben und ihrer Forderung zum Erhalt ihrer jahrzehntelangen Arbeit noch mal Nachdruck verleihen.
Die Dirigentin Elke Mascha Blankenburg jedenfalls würde sich im Grabe umdrehen! Sie hatte 1977 einen ersten Artikel in EMMA verfasst über vergessene Komponistinnen. Zwei Jahre später gründete sich ein Arbeitskreis aus internationalen MusikerInnen, der schnell über 100 Mitglieder hatte - und bis heute besteht: Frau und Musik. Nach nur einem Jahr hatten sie über 300 Komponistinnen wiederentdeckt. Der Grundstock für das Archiv, das heute in Frankfurt steht, mit 20.000 Dokumenten, Notenhandschriften, Nachlässen und Originalaufnahmen.
Das Archiv „Frau und Musik“ sorgt nicht nur dafür, dass die Geschichte von Komponistinnen und Musikerinnen nicht in Vergessenheit gerät, sondern auch dafür, dass diese Musik lebendig bleibt und wieder aufgeführt wird. Das sollte die Stadt Frankfurt zu schätzen wissen.