Fußball-Kampagne 3

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Und das meldet die Wissenschaft: "Kicken gefährdet die männliche Potenz." Na also, Jungs - noch ein Grund, dem Frauenfußball Raum zu geben. Die EMMA-Kampagne "Die Hälfte vom Ball für die Frauen!" geht in ihre dritte Runde. In der nächsten Ausgabe dann das Finale.

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Schon jetzt sind unsere Forderungen in aller Munde, auch die Fußballerinnen selbst fühlen sich bestärkt von EMMAs Flankenschutz. Die Spielerinnen könnten "ruhig selbstbewusster werden", sagte die Kapitänin der Nationalmannschaft, Martina Voss, jüngst im ARD-Morgenmagazin mit Blick auf die Emanzen-Kampagne.
EMMA fordert: Dass Frauen und Männer zusammenspielen dürfen, wenn sie wollen! Dass der Mädchen- und Frauenfußball stärker gefördert wird! Und dass die Spielerinnen ab Bundesliga den Profistatus kriegen!
Dazu müssten sich mehr Sponsoren engagieren. Wunsch Nummer eins geht am 16. Mai in Erfüllung, zumindest fast: Da spielen Frauen und Männer um den DFB-Pokal, zwar getrennt, aber immerhin schon auf demselben Platz, nämlich im Olympia-Stadion in Berlin. Live-Übertragung im ZDF!
Nach dem Produkt "Frauenfußball" schreit der Markt nicht gerade. "Man muss betteln gehen", beschreibt die Abteilungsleiterin Manuela Kozany die beschwerliche Sponsorensuche beim Bundesligisten SF Siegen. "Wir haben weder einen Haupt- noch einen Trikotsponsor." 200.000 bis 300.000 Mark benötigt ein Verein, um erfolgreich in der Frauen-Bundesliga mitzumischen - Peanuts im Vergleich zu den zweistelligen Millionen- beträgen der Männer-Bundesligisten.
Und trotzdem zieren sich die Sponsoren: "Ich versuche wirklich allen Agenturen, die für uns tätig sind, den Frauenfußball unterzujubeln", klagt der DFB-Abteilungsleiter Willi Hink, "aber es ist schwer. Denn eigentlich haben wir im Bundesligabereich kaum etwas anzubieten. Uns bleibt nur, an den Pioniergeist der Sponsoren zu appellieren".
Obwohl sich das deutsche Frauen-Nationalteam von Erfolg zu Erfolg schwingt und im vergangenen Jahr schon zum vierten Mal Europameisterin wurde, vegetiert der Bundesliga-Frauenfußball mehr schlecht als recht vor sich hin. 300 ZuschauerInnen hat ein Bundesliga-Spiel im Durchschnitt, das Fernsehen berichtet selbst von Spitzenbegegnungen nur in äußerst bescheidenem Ausmaß. Zum Vergleich: Das WM-Endspiel Deutschland - Norwegen vor drei Jahren wurde im Ersten Fernsehprogramm zur besten Sendezeit live übertragen, sechs Millionen(!) ZuschauerInnen schalteten ein. Krasser können die Gegensätze nicht sein.
"Sagen wir's mal so", analysiert DFB-Mann Hink nicht ohne einen gewissen Zynismus, "seit wir die eingleisige Bundesliga in dieser Saison eingeführt haben, sind die Zuschauerzahlen um 50 Prozent gestiegen. Von 200 auf 300." Da bleibt nur das Prinzip Hoffnung. "Wir müssen Aufmerksamkeit erregen, wenn es sein muß, auch mit ungewöhnlichen Methoden", erklärt Alfred Werner aus Rheine, "Weltoffenheit ist die erste Voraussetzung, um sich vermarkten zu können."
Gesagt, getan - die Rheiner Bundesliga-Fußballerinnen machten sich vor einem Monat selbständig und gründeten einen reinen Frauenfußballclub, den FFC Heike Rheine. "Männer sind per Satzung von der Mitgliedschaft ausgeschlossen", erklärt der Vorsitzende Werner, "auf diese Art und Weise wollen wir Unternehmen als Werbepartner ansprechen, die frauentypische Produkte verkaufen."
Diese Vermarktungsidee ist nicht unbedingt neu und schien bisher vor allem in männlich besetzten Sportarten abwegig - bis die Handballerinnen das Gegenteil bewiesen. Für einen Sportwäschehersteller posierten die Nationalspielerinnen entsprechend gekleidet vor dem Tor, die Fotos fanden natürlich sofort Erwähnung in sämtlichen Medien.
"Geschmacksache", findet Martina Voss, Spielführerin des deutschen Frauenfußball-Nationalteams, "aber wenn in solchen Fotos auch was Selbstbewußtes rüberkommt, warum nicht?"
Solche oder ähnliche Vorhaben gibt es in Rheine (noch) nicht, in Ostwestfalen erregte schon das neue Vereinslogo Ärgernis. Ein blondes Mädchen mit eindeutig weiblichen Formen ist darin zu sehen - die Frauenbeauftragte monierte sexistische Züge. "Natürlich ist das ein bißchen frech oder sogar provokativ", sagt Werner, "aber durch das Logo und den ungewöhnlichen Namen hatten wir auch Presseberichte in der taz und der Süddeutschen Zeitung. Diese PR hätten wir auf andere Weise nicht bekommen."
Diese Art von Pressearbeit findet Lutz Rolf nicht unbedingt nachahmenswert ("unseriös"), der Manager der HSV-Bundesliga-Fußballerinnen möchte ernstgenommen werden. "Auf keinen Fall dürfen wir kurzfristig denken", benennt er die Hauptsünde in anderen Clubs, "bei uns gibt es einen 6-Jahres-Plan." Trotz des kaum mehr vermeidbaren Abstiegs in diesem Jahr will man in Norddeutschland eine Frauenfußball-Hochburg werden. "Wir wollen mit professionellen Strukturen arbeiten - mit Geschäftsführer, Manager, Presseabteilung und Organisationsstab", sagt Rolf, "und natürlich hilft uns auch der Name Hamburger SV enorm bei unseren Plänen."
Solche Worte sind Musik in den Ohren von Willi Hink. "In den meisten Bundesliga-Vereinen wird nicht einmal das Kleine Einmaleins der Vermarktung befolgt", klagt er, "und den Großvereinen wollen sich viele Clubs nicht anschließen, weil sie ihre Kompetenzen sonst abgeben müssten." Der DFB-Mann träumt von hauptamtlichen Managern in den Bundesliga-Vereinen und von einer zentralvermarkteten Bundesliga, die Öffentlichkeit garantiert.
"Unsere Vorstellung ist es, dass wir für die ganze Liga einen Sponsor finden, der Sendezeit im Fernsehen kauft", erklärt Hink. Davon ist der Frauenfußball allerdings Lichtjahre entfernt: In den meisten Stadien existieren weder VIP- noch Presseräume, von Lautsprecheranlagen ganz zu schweigen. Angesichts dieser Bedingungen drehen sich potentielle Sponsoren natürlich auf dem Absatz herum.
Das Gegenbeispiel: Die SG Praunheim. "Wir tun hier alles, um uns bei Sponsoren werbetechnisch in das richtige Licht zu setzen", sagt Siegfried Dietrich, einziger  Manager der Frauen-Bundesliga mit eigener Agentur. Praunheim hat noch keinen Titel gewonnen, verfügt aber über Haupt-, Trikot- und Poolsponsoren, die sich alle in dem aufwendig gemachten Vierfarb-Vereinsheft und anderen Werbemitteln präsentieren können. Das geht bis zum offiziellen Catering-Partner zur Bestückung des VIP-Buffets in den Halbzeitpausen", erklärt Dietrich, "außerdem haben wir einen Autopartner, der den Spielerinnen von außerhalb einen Wagen zur Verfügung stellt. Und einen offiziellen Bus- und Reisepartner für die Auswärtsspiele."
Dietrich gilt in der Branche als Glücksfall, seine zehnjährige Erfahrung im Sportmanagement und seine Kontakte haben dem Club zu einem erheblichen sportlichen Aufschwung verholfen: Die SG Praunheim hat acht Nationalspielerinnen in ihren Reihen.
Dietrichs Credo: Stars finden. Seine kaufmännischen Qualitäten stellt er deshalb auch der Nationalspielerin Doris Fitschen zur Verfügung, die damit die einzige Fußballerin mit Manager ist. Ein Vertrag mit Adidas und mit dem im Frauenfußball sehr engagierten Vitaminhersteller Hermes sprang dabei heraus. Hermes stiftet auch eine Prämie von 10.000 Mark für die Fußballerin des Jahres, die am 3. Juni in München zum dritten Mal von Franz Beckenbauer höchstpersönlich gekürt wird.
Neue und moderne Wege gehen - das ist die Erfolgsformel für die Vermarktung des Frauenfußballs. "Der DFB gilt immer als konservativ, und doch sind wir in puncto Vermarktung den Vereinen weit voraus", sagt Willi Hink und hat dabei wohl nicht ganz unrecht. Immerhin garantiert der Verband jedem Club 40.000 Mark pro Saison an Fernsehgeldern, für den Einzug in das Pokalendspiel gibt es je nach Fernseh-Übertragungszeit 50- bis 90.000 Mark.
Und eine nachahmenswerte Idee ging im vergangenen Jahr ebenfalls vom Deutschen Fußball-Bund aus: Nils Bäumer, Student der Sportökonomie in Bayreuth, erstellte als Diplomarbeit ein Marketingkonzept für das Frauenfußball-Länderspiel Deutschland - Norwegen.
"Ich kann mir vorstellen, daß auch andere sich für den Bereich Frauenfußball interessieren, sagt der 26jährige, dessen Ideen tatsächlich umgesetzt worden sind, "vielleicht auch für ein Praktikum." Auf diese Weise käme dann die Frauen-Bundesliga vielleicht doch noch zu einem zweiten hauptberuflichen Manager. Oder zu einer Managerin.

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