Wie feministisch ist Poledance?
Und die Reaktionen sind heftig: „Bevor Sie einen solchen Artikel verfassen, sollten Sie sich erst einmal mit dem Sport befassen. Man merkt, dass Sie noch nie an einer Stange gestanden haben!“, beschwert sich EMMA-Userin Andrea84. Ihre Diagnose: Die Verfasserin des Artikels sei mindestens „verklemmt“ und „intolerant“.
Beim Lesen
ein erhöhter
Puls vor Wut
Andreas Profilfoto auf EMMAonline zeigt eine Frau an der Stange. Sie ist nicht die einzige, die selbst Poledance betreibt und sich gemeldet hat. Anna Lena ist 18 Jahre alt und ziemlich „wütend und betrübt“. Sie findet Poledance nämlich „durchaus feministisch“. Der Stangentanz habe einfach nur ein Image-Problem: „Er wird von vielen gedanklich noch immer in die Rotlicht-Schublade gesteckt. Deshalb ist es so wichtig, bestimmte Regeln einzuhalten, um den Sport klar von dem frauenverachtenden Tanz in Bordellen abzugrenzen. Aber deswegen davon abrücken? Das wäre eine Kapitulation vor dem sexistischen Denken anderer.“ Dass die Frauen halbnackt an der Stange tanzen, habe praktische, wenn nicht gar sicherheitstechnische Gründe, sagt Anna Lena. „Nur so können wir uns an der Stange halten.“
Auch Rebecca, ebenso eine Stangentänzerin, bekommt von der Kritik an ihrem Hobby in EMMA „einen erhöhten Puls“ vor Wut: „Ich bin Studentin aus Köln und ich komme nicht aus dem Rotlichtmilieu, sondern aus einer klassischen Akademikerfamilie. Seit der Grundschule habe ich getanzt und so hat mich seit einigen Jahren auch die Sportart Poledance für sich gewonnen. Was mich an dieser Sportart so fasziniert ist die Verbindung aus Tanz, Akrobatik, Stärke und Flexibilität“, schreibt sie. Und fügt hinzu: “Wer sich darüber aufregt, müsste sich meiner Meinung nach auch über den Dresscode im Standardtanz, Turnen, Tanzen, Tennis und Beachvolleyball aufregen.“ Stimmt!
Aber nicht alle EMMA-LeserInnen teilen diese Meinungen. Eine Userin namens Wütende Feministin findet: „Dass sich Frauen einen ‚Sport’ wie Poledance aussuchen, zeigt meines Erachtens, dass sie sich ihren Körper nicht wirklich angeeignet haben, sondern vor allem für andere, d.h. für den männlichen Blick existieren und sich von diesem abhängig machen. Poledance ist also das Gegenteil von Emanzipation. Die totale Beherrschung, die dem/der Beherrschten nicht einmal mehr bewusst ist, sondern von ihm/ihr als vermeintlich eigener Wunsch erfahren wird. Poledance, die Diät, die Rasur, die High Heels, das Lächeln - klar, alles nur für mich, weil es so Spaß macht!“
Klar, alles nur für mich, weil es so Spaß macht
Leandra analysiert: „Das Machtungleichgewicht zwischen Mann und Frau tendiert heute wieder ganz stark in Richtung 18. Jahrhundert. Nur, dass hier die perfekte Sexsklavin sozialisiert wird anstatt des perfekten Hausweibchens.“ Und EMMA-Userin Violine entgegnet: „Wenn Poledance scheinbar nichts mit Sexualisierung zu tun hat, dann empfehle ich allen Männern diese ‚Sportart’ zu betreiben. Selbstverständlich im gleichen Outfit wie die Frauen, mit Highheels. Komisch dass es kaum Männer gibt, die sich das antun. Woran könnte das wohl liegen?“
Es hat sich übrigen auch ein Mann gemeldet. Er heißt Patrick, ist 32 Jahre alt und betreibt Poledance seit vier Jahren, inklusive „Show-Auftritten“ und einiger „Titel“. Er unterstellt EMMA „Rufmord“ und wünscht der Autorin des Kommentars einen „Nasenbeinbruch“.
Na, das sind ja Töne ...
Was sagt ihr dazu?