Nepal: Sexuelle Ausbeutung

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Wie ist die Situation in Nepal jetzt? 
Manche schlafen in Zeltlagern auf nassem Boden, andere unter freiem Himmel. Überall in den Trümmern liegen Leichen, die anfangen zu verrotten. Das ganze Land steht unter Schock. Doch Frauen und Kinder sind, wie so oft, am schlimmsten betroffen von dieser Katastrophe. Schwangere und stillende Mütter und Kleinkinder kämpfen in den Zeltlagern ums Überleben. Hinzu kommt, dass die Hilfsgüter der Regierung bei der betroffenen Bevölkerung nicht ankommen, was die Gefahrenlage noch verschärft.

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Womit sind speziell die Frauen jetzt konfrontiert? 
Wir haben schon wenige Tage nach der Katastrophe Berichte über sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel aus den Notunterkünften. Das ist nicht überraschend. Frauen und Mädchen sind verletzlicher, weil sie schwächer sind. Sie können sich nicht so einfach selbst schützen wie Männer. Hinzu kommt, dass sie oft verzweifelt nach Möglichkeiten suchen, trotz der Knappheit an Gütern auch die Kinder durchzubringen. Und das nutzen die Menschenhändler und Ausbeuter aus. Sie drängen die Frauen in die Prostitution oder verkaufen die Frauen und Mädchen an Menschenhändler.

Was kann dagegen getan werden?
Der Staat müsste in den Katastrophengebieten mehr Präsenz zeigen. Die Sicherheitskräfte, die Polizei und auch die freiwilligen Helfer müssten sich ernsthaft mit der besonderen Lage der Frauen und Kinder auseinandersetzen.

Was speziell den Menschenhandel und Prostitution betrifft: Wie war die Situation in Nepal vor dem Erdeben? 
Nepal ist eines der Länder in Südasien, in denen der Menschenhandel sehr verbreitet ist. Laut des National Human Rights Reports sind im vergangenen Jahr mindestens 13.000 Frauen und Kinder in die sexuelle Ausbeutung verkauft worden. Wir gehen davon aus, dass diese Zahl jetzt, nach dem Erdbeben, stark ansteigen wird.

Kontakt 
info@maitinepal.org

 

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Ein Weltgastrecht für Frauen

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Ein Wort wird zentnerschwer: K-R-I-E-G.

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Natürlich kennen wir das Wort, aber für die meisten von uns bezeichnet es Nachrichten von anderswo. Oder ein Etwas aus Geschichtsbüchern. Der 1. Weltkrieg ist ein fernes Gespenst. Der 2. Weltkrieg endete 1945, unsere Mütter oder Großmütter haben ihn noch erlebt. Aber wenn wir jünger als 70 Jahre alt sind? Dann sind wir Friedenskinder.

Wir kennen Erzählungen und Fotos von Elend und Luftschutzkellern. Vereinzelt noch Baulücken in Städten. Hinzu kommen aktuelle aber ferne Kriege aus zweiter Hand, Nachrichtenschnipsel, wackelige Kamerafahrten, KommentatorInnen vor hastig arrangiertem Hintergrund.

Krieg ist die Katastrophe schlechthin

Wir misstrauen den Bildern, während sie uns zugleich gefangen halten. Wenn wir aber hinsehen: Was wäre zu tun? Scham und Ohnmacht mischt sich mit der gleichwohl vorhandenen Erleichterung, „hier“ sicher zu sein.

Ein diffuser Schrecken: Krieg ist die Katastrophe schlechthin. Ich zum Beispiel empfinde neben den Bombentoten oder Schusswaffen das als ­besonders fürchterlich, was zwischen Uniformierten und Zivilisten passiert, was marodierende Milizen anrichten. Dazu das, was Schmerzen, Verletzungen, Tod wie eine Lache umgibt, die auch in Jahrzehnten nicht trocknen wird: Angst, Grauen, Trauer, Panik, Verrat. Der Zerfall jeglicher Freundschaft und Fürsorge. Zu lindern ist das nicht – oder eben durch Hass.

Hass wiederum treibt Kriegsbereitschaft und Kriegsgeschäfte weiter voran. Überhaupt, ja: die Geschäfte. „Sicherheit“ ist ein Gut, dessen Aktienkurse man durch Kriegsangst und Krieg hochtreibt. Es gibt Ökonomien des Krieges, Branchen, für die sich Krieg rechnet, und militärische Eliten, deren Handwerk er ist. Die Soldaten und neuerdings auch Soldatinnen sind nur zu verheizendes Material.

Und Waffen sind Material, das verbraucht sein will, zumal in Zeiten, in denen es kein teures (also lukratives) Wettrüsten mehr gibt. Die „neuen“ Kriege gehen darum so: Immer seltener steigen heute ganze Staaten offiziell ein. Stattdessen toben heute, wo geschossen, vergewaltigt, verstümmelt wird, die Wölfe: Warlords, Clanchefs, Milizen, Söldner, Mafia. Ein schmutziger Alptraum mit leisem Beginn und ohne Ende.

Krieg ist nach wie vor Männersache, auch das macht ihn gespenstisch. Trotz Frauen im Soldatenberuf: In der Eskalation fallen die Geschlechterrollen wieder brutal auseinander. Schon lange sterben in Kriegen prozentual mehr Zivilpersonen als Militärs. Systematische Vergewaltigungen sind ein Instrument auch der Kriegführung des 21. Jahrhunderts. Und das Leben danach mit den Ex-Kämpfern, die das Vergewaltigen und Morden professionell betrieben haben? Frauensache. Das Grauen geht auch nach Kriegsende im Kleinen weiter.

Und das Leben danach mit den Ex-Kämpfern?

Wohin also mit dem Krieg? Einfach nur hoffen, dass er uns nicht trifft? Und wenn ich etwas tun will: Wie kann ich heute noch friedenspolitische Zeichen setzen? Gibt es Friedensdemonstrationen, die hie die Waffenproduzenten und da die Warlords, marodierende Milizionäre, die Mafia beeindrucken? Oder auch nur den Sohn meiner Nachbarin, der mit Kumpels weltweit World of Warcraft spielt? Ist ja nur ein Spiel, meinte die Nachbarin, eine überzeugte Pazifistin. Unlängst meldete ihr Sohn sich als Zeitsoldat zum Bund. Gewalt öffentlich anprangern, Heroisierung verweigern, Bilderkonsum hinterfragen. Reicht das aus?

Ich habe einen Traum: Lasst uns in großem Stil weibliche Flüchtlinge aus Kriegsgebieten aufnehmen! Öffnet die Kindergärten für afghanische Mädchen, bietet ihren Müttern Wohnraum und einen Job, schafft Studienplätze für syrische Studentinnen, holt weibliche afrikanische Vertriebene – kurzum: Schafft ein Weltgastrecht für Frauen! Aufenthalt so weit und so lange sie es wollen. Nehmen wir den kriegführenden Parteien die andere Hälfte der Menschheit weg, ihr Ruhekissen und ihre Zukunft.

Angenommen, diejenigen, zu denen Soldaten, Waffenschmuggler, Milizionäre zurückkehren wollen, könnten mit den Füßen abstimmen.

Angenommen, ihre Frauen, ihre Mütter, ihre Töchter wären keine Geiseln des Territoriums mehr. Dann endlich würde Krieg sich nicht mehr lohnen.

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