One Billion Rising – jetzt erst recht!
In Köln haben sich schon Tage zuvor Frauen auf dem Bahnhofsplatz angekündigt. Sie wollen tanzen und lachen. Und sie wollen laut sein. Genau an dem Ort, an dem in der Silvesternacht Männer in Schwärmen über Frauen hergefallen sind, werden sich am Sonntag um 14 Uhr Frauen zum „One Billion Rising“-Event treffen. US-Feministin Eve Ensler, Initiatorin dieses weltweiten Tanzprotests, ruft für das Jahr 2016 zu einer „Eskalation der Revolution“ auf. Wie passend.
Die Frauen nehmen wieder die öffentlichen Plätze ein
Zum vierten Mal findet „One Billion Rising“ am 14. Februar, also am Valentinstag, statt. Von Australien bis Amerika nehmen Frauen an diesem Tag die öffentlichen Plätze in ihren Städten und Dörfern ein, um alle nach der gleichen Choreografie zu tanzen. Ein lebensfroher Protest gegen Gewalt gegen Frauen. Gewalt, die auch die Vereinten Nationen als epidemisch bezeichnen und an der zwischen 15 und 45 Jahren mehr Frauen sterben als an Krebs. In den vergangenen Jahren waren die Frauenproteste in den Ländern besonders groß, in denen diese tödliche Gewalt eskalierte. Zum Beispiel in Indien, wo 2012 eine 23-jährige Studentin in einem Bus Opfer einer tödlichen Gruppenvergewaltigung wurde. Die Weltöffentlichkeit reagierte mit Empörung, denn der Sexualmord war ja kein Einzelfall in dem Land.
Seit Silvester ist die Weltöffentlichkeit erneut empört, allerdings blickt sie diesmal auf Deutschland: Nicht nur in Köln, auch in elf weiteren deutschen Städten sind in der Nacht auf Neujahr eine noch immer nicht abzuschätzende Anzahl von Frauen Opfer sexueller Gruppengewalt geworden. Alleine in Köln liegen inzwischen 465 Anzeigen wegen sexueller Gewalt bei der Polizei vor.
Vor dem Hauptbahnhof hatten sich an Silvester über 1.000 Männer aus dem arabischen und nordafrikanischen Raum versammelt, unter ihnen hunderte, die Frauen systematisch in Gruppen attackierten (mehr dazu in der nächsten EMMA, ab 25. Februar am Kiosk; und auf der Themenseite Köln: Die Horror-Nacht).
Auch in Berlin vor dem Brandenburger Tor wollen Frauen öffentlich tanzen. Und in Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Trier, Offenburg, Marburg, Rüsselsheim, Neuendorf, Dresden, Chemnitz, usw… (hier eine Übersichtskarte).
Tanzproteste auch in Österreich und der Schweiz
In Wien werden sich die Frauen auf dem Museumsplatz versammeln. Motto: „Frauen auf der Flucht – die Flucht vor Gewalt ist überall“. Erstmals seit Beginn der Flüchtlingskrise sind derzeit deutlich mehr Frauen auf der Flucht als Männer, meldet das Flüchtlingshilfswerk der UNO (mehr dazu auch in der nächsten Ausgabe). Und fast jede von ihnen hat sexuelle Gewalt erfahren – in ihren Heimatländern, auf der Flucht oder in den Flüchtlingsunterkünften (Übersicht: One Billion Rising in Österreich). In der Schweiz sind ebenso Frauenfeste angekündigt.
One Billion Rising – eine Milliarde Frauen stehen auf. So hatte es sich Eve Ensler vorgestellt, als sie 2013 nach einem Besuch in einem Trauma-Zentrum für vergewaltigte Frauen im Kongo das erste Mal zu ihrer „Tanzrevolution“ aufrief. So ganz ist die Zahl noch nicht erreicht. Aber das kann ja noch werden.
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