Was geschah wirklich an Silvester?
Die EMMA-Redaktion ist nur eine Viertelstunde zu Fuß vom Bahnhofsplatz entfernt. Und viele der zahllosen, aus der ganzen Welt angereisten JournalistInnen ließen es sich in den Wochen nach Silvester nicht nehmen, zu uns zu kommen und zu fragen: Was war da eigentlich los? Wie konnte das passieren? Und welche Schlüsse zieht ihr als Feministinnen daraus? Denn, das war für die meisten klar: Zufall war das nicht!
Die ausländischen Journalisten zogen alle sehr rasch den Vergleich mit den Vorfällen auf dem Tahrir-Platz in Kairo (wie auch EMMAonline ab dem 4. Januar). Da war das Phänomen erstmals 2011 vor den Augen der Weltöffentlichkeit aufgetaucht: bandenmäßige Übergriffe junger Männer auf Frauen, Umzingeln und sexuelles Malträtieren. In Kairo hatten die marodierenden Männergruppen über Monate gegen die Frauen gewütet und versucht, sie nach Hause zu verjagen, weil sie gewagt hatten, auf der Straße zu demonstrieren.
In Nordafrika und Nahost ist die Methode schon länger bekannt: von Algier über Tunis bis in die arabischen Länder. Sie tauchte erstmals auf, als die Frauen in den 1960er Jahren begannen, das Haus zu verlassen. Auf Arabisch gibt es sogar einen eigenen Begriff für diese Art von Terror gegen Frauen: Taharrush Jamai (sexuelle Gruppen-Gewalt).
Ein rechtsfreier
Raum mitten in
einer deutschen
Großstadt
Nun also ein Tahrir-Platz mitten in Köln. Zehn Stunden lang ein rechtsfreier Raum auf dem zentralsten Platz der Millionen-Stadt. Vor den Augen der anscheinend hilflosen Polizei werden Frauen Opfer sexueller Gewalt, bis hin zu Vergewaltigungen. Frauenklatschen im Herzen von Westeuropa. So etwas hat es in meinem Leben noch nie gegeben. Mindestens 596 Akte sexueller Gewalt gegen Frauen an Silvester allein in Köln (gesamt inklusive Diebstähle 1120). Sowas kann doch nicht unbemerkt bleiben – oder?
Liest man rückblickend die Polizeiberichte, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll: Pressemitteilung am 1. Januar, 8.57 Uhr Es herrschte eine „ausgelassene, weitgehend friedliche Stimmung“, die Polizei war „gut aufgestellt und präsent“. Dann ein interner Bericht am 1. Januar, 14.36 Uhr: Es sei zu „Anzeigenerstattungen“ gekommen. Erst am 4. Januar um 10.10 Uhr folgt ein „ergänzender Bericht“, der einräumt, „dass die vorliegenden Meldungen nicht das von den Zeitungen dargestellte Ausmaß der Übergriffe darstellen“. Das Ausmaß durfte das NRW-Innenministerium dann der Presse entnehmen.
Ohne die Enthüllungen der Medien, allen voran der sozialen Medien, wäre die Silvesternacht in Köln bis heute „weitgehend friedlich“ verlaufen. Und die so negierten Opfer wären wohl vollends verzweifelt.
Okay, der Polizeipräsident von Köln musste nach Tagen zurücktreten. Aber sein oberster Chef, der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, machte glücklos weiter. In einem Bericht vom 19. Januar räumte Ralf Jäger (SPD) zwar ein, dass es an Silvester in mehreren Städten in NRW (so auch in Düsseldorf und Bielefeld) „tumultartige“ Verhältnisse gegeben habe und die Taten „zumeist offenbar sexuell motiviert“ gewesen seien. Und ebenso, dass die Mehrheit der Männer „Nordafrikaner und Araber“ gewesen seien, die größtenteils in das zentral gelegene Köln aus anderen Städten angereist seien. Viel mehr wusste der Minister nicht.
Warum ist die Frage, ob die Männer sich ver-
abredet hatten,
so wichtig?
Nur eines wusste der NRW-Innenminister schon am 19. Januar ganz genau: Dass es „keine Anhaltspunkte dafür (gibt), dass das Auftreten der Gesamtgruppe oder von Teilgruppen organisiert bzw. gesteuert war“. Dabei hatte Bundesjustizminister Maas (SPD) bereits am 5. Januar erklärt: „Niemand kann mir erzählen, dass das nicht abgestimmt und vorbereitet war.“ Innenminister de Maizière hatte am 11. Januar sinniert, die Überfälle seien „möglicherweise organisiert“ gewesen. Und der Chef des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, hatte am 24. Januar nachgesetzt: „Sie (die Männer) haben sich gezielt verabredet, da sie auch aus dem überregionalen Raum kamen.“
Warum aber ist diese Frage, ob die Männer sich verabredet hatten oder nicht, eigentlich so wichtig? Weil eine Verabredung auf ein zielgerichtetes Vorgehen deuten würde – in welcher Form auch immer. Sicherlich nicht hierarchisch per Ordre du Mufti, sondern eher dezentral und flashmobartig. Dafür käme nur eine Gruppierung infrage: die Islamisten. Ob die nun gerade aus Marokko oder Syrien eingereist sind oder schon seit Jahren bei uns leben bzw. sogar hier geboren sind – sie alle verbindet das grüne Band des politisierten Islams, der die Scharia über das Grundgesetz stellt und die Frauen unter die Männer.
Diese Islamisten haben dem Westen den Krieg erklärt. Führen sie jetzt also auch mitten in Europa die Kriegswaffe sexuelle Gewalt ein? Die Waffe, die Frauen bricht und Männer demütigt (weil sie „ihre“ Frauen nicht schützen können). Die Waffe, die in den islamistisch terrorisierten Ländern bzw. Communities (wie den Banlieus von Paris) längst an der Tagesordnung ist: vom Alltagsterror der Jugendbanden bis hin zu den „Sexsklavinnen“ des IS. Diese Scharia-Muslime Islamisten hassen nicht nur die Frauen, Juden und Homosexuellen, sondern das Leben überhaupt. Wollen sie jetzt also auch in Europa die Frauen und die Lebensfreude aus dem öffentlichen Raum vertreiben? Und bei der Gelegenheit auch unsere „Willkommenskultur“ erschüttern?
Für die Silvesternacht in Köln – und weiteren zwölf Städten in insgesamt fünf Ländern – gibt es nur zwei Erklärungen. Die erste lautet: Es war Zufall, dass sich weit über tausend Männer aus Nordafrika und Nahost an diesem Abend auf dem zentral liegenden Bahnhofsplatz versammelt haben. Die zweite lautet: Die Mehrheit hatte sich verabredet. Aber wozu? Kein Mensch feiert auf dem öden Bahnhofsvorplatz. Silvester wird in Köln am Rhein gefeiert. Diese Männer hatten sich offensichtlich nicht verabredet, um zu feiern. Sie hatten sich verabredet, um Frauen zu klatschen.
Dafür genügt ein halbes Dutzend Provokateure und das „arabische Telefon“, "Brüder" und Mitläufer, Flüchtlinge oder auch Stammkunden der salafistischen Moschee in Köln-Kalk bzw. der orthodoxen Moschee in Duisburg-Marxloh. Plus frisch Agitierte aus den benachbarten Flüchtlingslagern.
Die sexuelle Gewalt ist eine traditionelle Kriegswaffe
An Variante 1 zu glauben, wäre, mit Verlaub, rassistisch. Denn das hieße, dass jeder beliebige „Muslim“, der zufällig auf einem Platz ist, bei sexuellen Überfällen auf Frauen mitmacht oder sie zumindest duldet. Das halte ich – nicht zuletzt dank eigener Erfahrung mit Männern aus diesem Kulturkreis – für schwer vorstellbar.
Variante 2 wäre die politische Erklärung. Und die logische. Denn die sexuelle Gewalt ist eine traditionelle Kriegswaffe, und die Islamisten haben dem Westen den Krieg erklärt. War also Köln ein Signal?
Weltweit wurde ab dem Bekanntwerden der Silvestervorfälle diese These diskutiert: Dass dahinter eine zielgerichtete, politische Intention stecke – so wie auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Nur in Köln beharrte die Polizei zunächst auf einer „rein kriminellen Motivation“. Drei Wochen nach Amtsantritt jedoch erklärte Jürgen Mathies, der neue Polizeipräsident, am 12. Februar: „Nach unserer Annahme lief das über die sozialen Netzwerke.“ Die Männer hätten sich über Facebook für „eine große Party“ verabredet. Nun zog auch der Polizeipräsident den Vergleich zu der sexuellen Gruppengewalt in Kairo.
Endlich hat also auch die Polizei die richtigen Fragen an die Vorkommnisse. Die wird sie brauchen, denn vor ihr liegt eine Herkulesaufgabe: Die 130-köpfige Sondertruppe „Neujahr“ wühlt sich zurzeit durch 400 Stunden Videomaterial und rund 1,6 Millionen Telefondatenbewegungen, plus 300 Zeugenvernehmungen. Da tritt man der kommunalen Polizei wohl kaum zu nahe, wenn man vermutet, dass sie dafür weder fachlich noch personell gerüstet ist.
Herrschte im stark grünen Köln bisher eine besonders strikte politische Correctness? Eine, die nicht sagen und nicht wahrhaben will, dass es mit spezifischen Menschengruppen spezifische Probleme geben kann. Eine, die im Namen einer falschen Toleranz die Probleme lieber vertuscht, als sie zu bekämpfen.
Das Leugnen der Probleme ist verantwortlich für den Zulauf zu Rechtspopulisten
Das geht in Deutschland nun schon seit 25 Jahren so. Seit Ende der 1980er Jahre agitieren die Islamisten, ideologisch von Iran und Pakistan und finanziell von Saudi-Arabien aufgerüstet, in den türkischen Communities mitten in Köln oder Berlin, Paris oder London. Und wir haben weggesehen. Wir haben es zugelassen, dass diese radikale Minderheit die friedliche Mehrheit der Muslime unter Druck setzt und terrorisiert. Diese Rattenfänger haben den Eltern für das Verschleiern der Töchter Geld gezahlt, und sie haben die Söhne in den „heiligen Krieg“ gelockt.
Dabei sind die Islamisten nur die Spitze des Eisberges. Darunter sind die Orthodoxen, rückwärtsgewandten Muslime. Diese schriftgläubigen Scharia-Muslime geben den Ton an in den muslimischen Organisationen. Sie repräsentieren zwar nur eine einstellige Prozentzahl der MuslimInnen in Deutschland, haben sich aber zur Stimme aller aufgeschwungen.
Diese Muslimverbände haben in den vergangenen Jahrzehnten ihre Zeit damit verbracht, die Scharia in unser Rechtssystem zu infiltrieren; sie haben Prozesse für das Lehrerinnen-Kopftuch in der Schule unterstützt, wenn nicht initiiert; sie haben Eltern bei den Klagen zur Suspendierung von Schülerinnen vom Schwimmunterricht bzw. von Ausflügen etc. begleitet. Kurzum: Sie kämpfen für eine Segregation der Geschlechter – was das Gegenteil von Gleichberechtigung ist!
All das registrieren zunehmend viele Menschen mit Unbehagen, haben aber bisher geschwiegen, weil sie Angst hatten, als „Rassisten“ stigmatisiert zu werden. Es wäre besser gewesen, wir hätten darüber geredet. Denn ich bin überzeugt, dass es heute keine Pegida und keine AfD gäbe, hätten nicht alle Parteien sowie die Mehrheit der Medien in Deutschland über 25 Jahre weggesehen. Jetzt sind viele Menschen es einfach leid, dass ihr steigendes Unbehagen darüber nicht ernstgenommen wurde. Die Silvesternacht hat die Omertà gebrochen.
Quasi alle Frauen auf der Flucht wurden Opfer sexueller Gewalt
Tragischerweise birgt genau diese Entwicklung die bisher oft so einschüchternd beschworene Gefahr des Rassismus. Rassismus war hierzulande bisher ein kleineres Problem als in den Nachbarländern, denn Deutschland hatte seine Lektion nach den Nazis gelernt. Jetzt aber laufen wir Gefahr aufzuholen. Wir erleben gerade einen starken Zulauf zu Rechtspopulisten – und ein Ansteigen rassistischer Vorurteile.
Dabei hat die Frauenverachtung dieser Männer aus Nordafrika und dem Nahen Osten ja Gründe. In ihrer Kultur sind Frauen total rechtlos, dank islamischem Familienrecht. Frauen sind traditionell abhängig von Vätern, Brüdern, Ehemännern. Und Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein Herrenrecht.
Verschärfend kommt hinzu, dass viele Flüchtlinge aus (Bürger)Kriegsgebieten kommen. Sie haben also Schreckliches erlebt oder getan, oft beides. Was Brutalisierung und Traumatisierung durch Krieg anrichten, wissen wir. Solche Männer müssten therapiert werden, um von der Gewalt wieder runterzukommen. Aber wir brauchen ja schon Monate, um sie überhaupt zu registrieren. Wie von FlüchtlingshelferInnen zu hören ist, sind quasi alle Frauen auf der Flucht Opfer sexueller Gewalt geworden, nicht selten durch Mitflüchtende.
Im Lichte dieser unbarmherzigen Realitäten erweist sich der linke, akademische Kulturrelativismus als elitär, ja reaktionär. Diese Art von blinder „Fremdenliebe“ ist letztendlich nur die andere Seite der Medaille des einstigen „Fremdenhasses“ der Eltern und Großeltern. Auch sie leugnet die Realität, leugnet, dass die wahre Integration eine Herkulesaufgabe sein wird. Aber sein muss.
Alice Schwarzer - aktualisiert am 21.3.2016