„Frauen, holt euch eure Stadt zurück!“
In Wien treibt seit geraumer Zeit die Burschenschaft Hysteria ihr feministisch-anarchisches Unwesen, in München sind nun die „Gfotzerten“ unterwegs. Am Equal Pay Day ließen sie (falsche) Geldscheine in einem Münchner Einkaufszentrum regnen. Jetzt schritten sie erneut zur Tat.
Nachdem am letzten Sonntag eine 21-jährige Rosenheimerin in einer Unterführung vergewaltigt worden war, antwortete die Guerilla-Truppe mit einer Plakataktion. „Frauen, holt euch eure Stadt zurück!“
Mit den Girl Gangs ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen
In drei Münchner Unterführungen an der Isar schauen FußgängerInnen nun nicht mehr auf bunte Graffitis an den Wänden. Sondern auf lebensgroße junge Frauen, die erkennbar wütend sind. Sie tragen Baseballschläger, Äxte oder anderes schweres Geschütz und brüllen in ihren Sprechblasen: „Ich will kein blödes Pfefferspray, ich will Veränderung!“ Oder: „Noch nie ohne Angst gejoggt?“
Es seien „Frauenfiguren, die sich zu wehren wissen - zur Not auch mit dem Baseballschläger“, schreiben die Münchner Aktivistinnen, die wie ihre Wiener Schwestern anonym bleiben. Es gehe „nicht darum, zur Gewalt aufzurufen“, erklären die „Gfotzerten“. Sondern darum, „ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen“.
„Die ‚Girl Gang‘ zeichnet viel mehr ein anderes Bild von Frauen als das, was öffentliche Darstellungen von Frauen viel zu oft vermitteln. Auf Werbeplakaten und -postern werden Frauen meist als schwach, süß und sexy dargestellt. Sie werden reduziert auf ihr Aussehen und ihren Körper. Die Aktion ‚Girl Gangs over Munich‘ der Gfotzerten zeigt, dass Streetart dazu beitragen kann, starke Frauen sichtbar zu machen, die sich Männergewalt entgegenstellen, anstatt Frauen als Objekte männlicher Lust zu inszenieren und so herabzuwürdigen.“
Eine Gfotzerte ist eine Frau, die sich den Mund nicht verbieten lässt
Die Aktion hat ein Vorbild: die „Girl Gangs over Mannheim“. Die Girls plakatieren ihre „visuelle Attacke gegen eine patriarchale Kultur, die Frauen so oft auf ihre sexuelle Erscheinung reduziert“, nicht nur selbst, sondern bieten auf ihrer Website rabiate Girls zum Runterladen und Nachmachen an. So schwangen schon zweidimensionale Girl Gangs an Wänden in Graz oder Göteborg ihre Baseballschläger.
Und jetzt also auch die „Gfotzerten“ in München. Ihren, gelinde gesagt, irritierenden Namen erklären die bajuwarischen Aktivistinnen übrigens wie folgt: "‘Fotze‘ ist wohl so ziemlich das ekelhafteste Schimpfwort für eine Frau, das die deutsche Sprache hergibt. Im Bayerischen meint das Wort jedoch etwas ganz anderes: eine Fotzn ist keine Hure und auch keine Vagina, sondern das Wort bedeutet Mund. Eine Gfotzerte ist daher eine Frau, die auch mal ungemütliche Wahrheiten ausspricht und sich nicht den Mund verbieten lässt.“
In diesem Sinne: Weiter so, liebe Gfotzerten!