Handballerinnen: Protest mit Bärten
Fünf Wochen haben sie gewartet. So lange hat es gedauert, bis auch die Männer der Handball-Bundesliga ihre Saison coronabedingt abgebrochen hatten. Am Mittwoch stand schließlich der Deutsche Meister im Handball fest: THW Kiel, der aktuelle Tabellenführer. Und die Deutsche Meisterin? Gibt’s nicht. Die Handballerinnen von Borussia Dortmund, ihrerseits aktuelle Tabellenführerinnen bei den Frauen, konnten es nicht fassen.
Wir fühlen uns ungleich behandelt!
„Da haben wir gesagt: Das können wir so nicht stehenlassen“, erzählt Isabell Roch im Gespräch mit EMMA. Die Borussia-Torhüterin, die auch Nationaltorfrau ist, ist, genau wie ihre Kolleginnen, stocksauer und „extrem traurig“. Es wäre der erste Meisterinnen-Titel in der Geschichte der Borussia gewesen und „eine Bestätigung für unsere tolle Leistung in dieser Saison“.
Die Dortmunderinnen gehören zu den wenigen der 14 Frauen-Handballteams der Bundesliga, die Profis sind. Um Geld gehe es ihnen aber nicht, sagt Isabell Roch. „Wir fühlen uns einfach ungleich behandelt. Es geht doch um die gleiche Sportart. Es wird immer so viel über Gleichberechtigung im Sport geredet und hier wäre es doch so einfach gewesen, die mal walten zu lassen.“
Also planten die stocksauren Handballerinnen per WhatsApp ihre höchst originelle Protestaktion gegen die Ungerechtigkeit: Sie ließen sich auf ihren Autogrammkarten virtuelle Bärte wachsen. Die Aktion hatte durchschlagenden Erfolg. Die Wellen schlugen hoch und die „Handball Bundesliga Frauen“ (HBF) musste sich dafür rechtfertigen, dass sie für ihre Frauen eine andere Entscheidung getroffen hatte als der Deutsche Handballbund für seine Männer.
Es hätten schließlich noch acht Spiele ausgestanden, darunter eines gegen den Tabellenzweiten, die SG BBM Bietigheim, erklärte HBF-Chef Andreas Thiel. Bei den Männern seien es noch vier gewesen. Aber das lassen die Borussinnen nicht gelten. Sie hatten 17 von 18 Spielen gewonnen, darunter das Hinspiel gegen Bietigheim. „Außerdem hätten die Spieler vom THW Kiel auch noch ein Spitzenspiel gegen Flensburg gehabt“, sagt Isabell Roch. Die Nationaltorhüterin glaubt nicht, dass die HBF ihre Entscheidung revidiert. Aber zumindest hat HBF-Chef für sein böses Foul die Rote (Autogramm)Karte bekommen.