Grüner Mann entlassen!

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Es war eine originelle und augenöffnende Aktion gewesen: Im Juli 2021 hatte David Allison in seinem Reutlinger Kreisverband auf einem quotierten Frauenplatz für den Vorstand kandidiert. Begründung: Er „definiere“ sich „als Frau“.

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Das meinte der Vater von zwei Kindern nicht ernst. Er wollte seinen ParteikollegInnen lediglich plastisch vor Augen führen, was zwei Sätze aus dem grünen Grundsatzprogramm und dem Frauenstatut für Konsequenzen haben würden. Die lauten: 1. „Alle Menschen haben ausschließlich selbst das Recht, ihr Geschlecht zu definieren.“ 2. „Von dem Begriff ‚Frauen‘ werden alle erfasst, die sich selbst so definieren.“

„Wenn sich jeder per ‚Sprechakt‘ als Frau definieren kann, ist es für Männer einfach, in Räume vorzudringen, die Frauen sich erkämpft haben“, befürchtet Allison. Und tatsächlich: Der Mann mit dem Dreitagebart durfte „als Frau“ kandidieren. Es gab zwar ein paar erstaunte Nachfragen, aber niemand im grünen Kreisverband protestierte. „Ein grüner Mann darf alles!“ schloss Allison.

Nach seiner Aktion wurde Allison entlassen und mit sofortiger Wirkung freigestellt

Jetzt weiß er es besser. Mit einer ironischen Aktion auf die Trans-Pläne seiner Partei reagieren – das darf der grüne Mann nicht. Allison wurde entlassen und mit sofortiger Wirkung freigestellt. Die grüne baden-württembergische Landtagsabgeordnete Cindy Holmberg, für die er als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war, hat ihm gekündigt – ohne Angabe von Gründen. EMMA fragte nach. Die Antwort: „Es ist richtig, dass ich Herrn Allison im September ordentlich gekündigt habe. Bei der persönlichen Übergabe der Kündigung habe ich ihm die Gründe mündlich dargelegt.“ Welche das sind, mochte die Landtagsabgeordnete nicht sagen. Sie wird ihre Gründe haben.

Auch David Allison, der sein Gehalt noch bis Ende November bezieht, möchte sich zum Inhalt des „Mitarbeitergesprächs“ nicht äußern. Ob der gebürtige Brite, der auf einer 70-Prozent-Stelle arbeitete und auch als Übersetzer arbeitet, genügend neue Auftraggeber findet, ist offen.

Grund für seine Entlassung ist offenbar noch nicht einmal, dass Allison diese satirische Aktion gewagt hat – sondern, dass er sie öffentlich gemacht hat, indem er in EMMA darüber schrieb. Ausgerechnet. Allisons Aktion war nicht im Pressebericht des Kreisvorstandes erwähnt worden. „Das hat mich geärgert“, erklärt David Allison. Daraufhin veröffentlichte er seinen Bericht in EMMA. Danach berichteten auch die Stuttgarter Nachrichten. Daraufhin erhielt der Unbequeme prompt die Kündigung.

Der queerpolitische Sprecher möchte sich zu der Entlassung nicht äußern

Eine Debatte ist offenbar nicht erwünscht. Dabei ist die Idee vom Geschlecht als reinem „Sprechakt“, die die Grünen bald auch zum Gesetz machen wollen, höchst diskutabel. Sie wollen durchsetzen, dass bereits 14-Jährige mit einem einfachen Gang zum Standesamt einen „Geschlechtswechsel“ erklären können. So sieht es das „Selbstbestimmungsgesetz“ vor, das sie schon einmal in den Bundestag eingebracht hatten – erfolglos.

„Jeder 16-jährige Schüler könnte sich als Frau definieren und in die Mädchendusche gehen“, sagt Allison. Der Vater zweier Töchter fragt sich auch, ob der „Geschlechtswechsel via Sprechakt“ nicht eine besorgniserregende Entwicklung weiter vorantreibe würde: Die Zahl der biologischen Mädchen, die via Testosteron und OPs zum Jungen „transitionieren“, ist in den letzten Jahren explodiert. Was, wenn sich jede „burschikose“ 14-Jährige auf dem Standesamt zum Jungen erklären könnte – statt einfach ein freies Mädchen zu sein?

Keinen Redebedarf bei den Grünen? „Wir haben uns in dieser Debatte klar positioniert“, erklärt der queerpolitische Sprecher der Grünen im baden-württembergischen Landtag, Oliver Hildenberg, auf EMMA-Anfrage. Zur Entlassung des langjährigen Grünen-Mitglieds Allison möchte er sich nicht äußern.

Markus/Tessa Ganserer: "Ein Penis ist nunmal nicht per se ein männliches Genital"

Die Personalie Allison sei „Sache der Abgeordneten“, erklärt auch Thomas Rose vom grünen Kreisvorstand. Allerdings ist man in Reutlingen offenbar nachdenklich geworden. Es gebe durchaus „Redebedarf“, erklärt Rose. Man plane gerade eine Info-Veranstaltung zum Thema. Womöglich müsse am Entwurf des Selbstbestimmungsgesetzes nochmal nachgebessert werden.  

PS.: Am 26. September wurde die bayerische Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer in den Bundestag gewählt. Vor dem Gesetz ist Tessa Ganserer ein Mann namens Markus. Er hat keine geschlechtsangleichende OP gemacht. Er hat auch keine Personenstandsänderung vorgenommen, was er rechtlich auch ohne körperverändernde Maßnahmen könnte. Ganserer definiert sich dennoch „als Frau“ und sitzt als solche für die Grünen im Bundestag. Er erklärt: „Ein Penis ist nun mal nicht per se ein männliches Genital.“ Klappt ja prima mit der Quote.

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