Afghanistan: Lasst uns lernen!

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Hunderte Schülerinnen waren es nicht, die da protestiert haben. Es waren verständlicherweise nur ein paar Dutzend Todesmutige. Das Foto, das am Samstag im Netz kursierte, ist manipuliert. Es ist ein Wunschtraum. Doch um die 60 Schülerinnen trauten sich tatsächlich unter den Augen der bewaffneten Taliban auf die Straße, um für ihr Recht auf Bildung zu demonstrieren.

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Ein paar Dutzend todesmutige Schülerinnen und ihre Mütter protestierten in Kabul für das Recht auf Bildung.
Ein paar Dutzend todesmutige Schülerinnen und ihre Mütter protestierten in Kabul für das Recht auf Bildung.

Am Mittwoch waren Tausende Mädchen in die Bildungseinrichtungen geströmt – die Schulen sollten an diesem Tag offiziell für Mädchen wieder eröffnet werden. Doch nur wenige Stunden später wurden alle Schülerinnen ab der siebten Klasse wieder nach Hause geschickt. Weinend liefen sie aus der Schule.

„Ich will lernen, ich will arbeiten können, ich wollte doch mal Ärztin werden!“ schreibt eine Schülerin auf Twitter, „Warum hassen sie uns nur so sehr?“ -„Das ist blanker Hohn! Wir hatten all unsere Hoffnungen in die Öffnungen gelegt. Die Taliban machen das extra. Sie wollen uns brechen. Wir werden weggesperrt!“, schreibt eine andere.

Nach der sechsten Klasse führt Bildung von Mädchen ins Verderben

Der „Bildungsminister“ der Taliban verkündete derweil auf AFG, einem von den Taliban übernommenen TV-Sender: „Nach islamischem Recht sollen Mädchen bis zur sechsten Klasse lesen und schreiben. Es braucht nicht mehr als das, weil es Verderbnis verursacht."

Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, die heute in London lebt und im Alter von 15 Jahren ein Taliban-Attentat in Pakistan nur ganz knapp überlebt hatte, macht den jungen Afghaninnen, Mut: „Für die Taliban wird es im Vergleich zu 1996 viel schwerer sein, das Bildungsverbot für Mädchen aufrechtzuerhalten.“ Denn die afghanischen Frauen seien heute gebildet und selbstbewusst genug, um dagegen vorzugehen.

Bildung gegen nackte Gewalt? Auch die Iranerinnen sind gebildet, aber das Gewaltregime ist unerschütterbar. Scheinbar jetzt auch in Afghanistan. Die herrschenden Taliban entblödeten sich nicht, gerade zu verkünden, dass Frauen nur noch in männlicher Begleitung fliegen dürfen. Und: dass Parks nur geschlechtergetrennt besucht werden dürfen. Was bedeutet: wenn nur ein Mann drin ist, dürfen keine Frauen rein.

Die Weltgemeinschaft hat sich abgewendet. Die Akte Afghanistan ist geschlossen

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich indes komplett von Afghanistan abgewendet. Zwar betonte UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet noch vor ein paar Tagen, Frauen und Mädchen von Bildung auszuschließen, verletze ihre Menschenrechte und finanzielle Hilfen für das Land wären an Zugang zu Bildung für Mädchen und Frauen geknüpft. Doch die Taliban schien das nicht weiter zu beeindrucken. Sie haben schließlich den Krieg gegen den Westen gewonnen.

Was die Taliban von Bildung für Mädchen halten, zeigten sie bereits am 8. Mai 2021. Da detonierten mehrere Auto-Bomben in Kabul, als die Schülerinnen gerade ihre Sachen packten und nach Hause gehen wollten. Mehr als 60 von ihnen starben bei dem Anschlag.

Und jetzt? Im Jahr 2022, wo sie an der Macht sind? Was passiert nun? Wird die Vergabe von Hilfsmitteln und Geldern an das Recht auf Bildung für Mädchen geknüpft werden? Gibt es Reaktionen? 16 Außenministerinnen, darunter aus Deutschland, Großbritannien und Kanada, verabschiedeten eine Erklärung, in der sie sich „zutiefst enttäuscht“ über die Entscheidung der Schulschließung der Taliban äußerten.

"Tiefe Enttäuschung" wird nicht reichen.

 

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