Alice Schwarzer schreibt

Es gibt keinen falschen Körper!

Claude Cahun - © Jersey Heritage
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Der Mensch kommt mit dem Körper zur Welt, der der seine ist. Dieser Körper ist biologisch männlich oder weiblich. Was Folgen hat. Und das nicht nur in Bezug auf die Gebär- bzw. Zeugungsfähigkeit, sondern auch bei weiteren körperlichen Gegebenheiten (siehe Gender-Medizin). Aber dieser Körper definiert nicht die Geschlechterrolle, in der ein Mensch lebt. Die Existenz der Transsexualität ist der beste Beweis dafür.

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Der einengende Zusammenhang von Sex und Gender wird im Patriarchat nur behauptet. (Weil Frauen gebären können, müssen sie noch keine guten Mütter sein. Und Männer sind keineswegs „von Natur aus“ gewalttätig.) Das Urbestreben des Feminismus ist darum die Befreiung von der Geschlechterrolle – und nicht der Wechsel von einer Schublade in die andere.

Das Urbestreben des Feminismus:
Befreiung von der Geschlechterrolle

Weibliche Menschen sollen auch Fußball spielen oder Mathematik-begabt sein dürfen, und männliche Menschen sollen weinen und fürsorglich sein können. Zum Beispiel. Jetzt aber hat die linksliberale Regierung tatsächlich ein Gesetz verabschiedet, das alles rückgängig macht. Sie will nicht etwa die einengenden, ja verstümmelnden Geschlechterrollen demontieren, sondern suggeriert und erlaubt, bei (durchaus verständlichem) Unbehagen an der Geschlechterrolle den Personenstand anzupassen und den Körper gleich mit. Scheinbar. Was natürlich in Wahrheit gar nicht möglich ist. Dem Personenstandswechsel folgt in der Regel zwar eine äußerliche Angleichung des Körpers ans andere Geschlecht. Mehr aber geht nicht. Der Körper bleibt biologisch männlich bzw. weiblich.

Die Angleichung geschieht in der Regel durch lebenslange Hormonbehandlungen, Verstümmelung der Genitalien und Schönheits-OPs. Das alles soll übrigens, so die Transpropagandisten, auch weiterhin von den Krankenkassen bezahlt werden – obwohl sie gleichzeitig behaupten, Transsexualität sei keineswegs eine psychische Störung, sondern eine „normale Variante der Geschlechtsidentität“.

Dabei zeigt uns schon das Märchen vom Aschenputtel, deren Stiefschwester die Prinzessin werden will: So einfach ist das nicht. Gliedmaßen können abgehauen werden, aber - Rucke di guh, rucke di guh, Blut ist im Schuh.

Die Selbsterprobungszeiten und intensiven Begutachtungen zu streichen, ist fatal

Trotzdem bzw. genau darum gibt es transsexuelle Menschen. Sie hassen ihren Körper, weil der für sie – durchaus zu Recht – mit einer, mit der „falschen“ Geschlechterrolle verbunden ist. Ihre Aversion gegen den eigenen Körper – die eigentlich eine Aversion gegen die Geschlechterrolle ist – geht weit. Für manche bis zur Selbstverstümmelung. Darum war es richtig, dass Deutschland als erstes Land der Welt 1981 ein Gesetz erließ, das dieser Minderheit der Transsexuellen (im Jahr 1990 gesamtdeutsch rund tausend) möglich machte, ihre Identität ohne Demütigung zu wechseln. Dieses Gesetz musste nach 40 Jahren modernisiert werden. Gut so.

Doch jetzt die intensiven Begutachtungen – die Karlsruhe mehrfach für verfassungskonform erklärt hat - sowie die Selbsterprobungszeiten des alten Gesetzes zu streichen, ist fatal. Denn der Wechsel des Geschlechts sowie die in der Regel folgende lebenslange Einnahme von Hormonen und Verstümmelungen des Körpers sind eine sehr ernste Sache.

Der Geschlechtswechsel ist jedoch von nun an barrierefrei möglich. Ab dem 14. Lebensjahr können Menschen in einem reinen „Sprechakt“ – ohne Befragung und Behandlung – den Geschlechtseintrag wechseln. Und das alle zwölf Monate erneut. Und es geht noch weiter. Ab dem Tag der Geburt des Kindes können Eltern sagen: Dieses Kind ist zwar biologisch ein Mädchen, aber wir finden, es ist ein Junge. Und umgekehrt. Es ist der helle Wahnsinn.

Ab der Geburt des Kindes können Eltern
dessen Geschlechtseintrag ändern

Damit liefert der Gesetzgeber Kinder und Jugendliche schweren seelischen und körperlichen Schäden aus, die irreparabel sind. Und das vor dem Hintergrund einer staatlich finanzierten Propaganda, die Geschlechtsrollen-Abweichungen nicht etwa als berechtigte Selbstbestimmung eines Menschen interpretiert, sondern als Zeichen, dass dieser Mensch im „falschen Körper“ ist.

Andere Länder, wie England oder Schweden, haben die schweren Gefahren dieser scheinprogressiven Transideologie längst erkannt und die Legalisierungen zurückgezogen (wie die routinemäßige Vergabe von Pubertätsblockern). Deutschland aber macht munter weiter. Die Folgen werden fatal sein. Vor allem für Kinder und Jugendliche. Wie bei der Cannabis-Legalisierung.

80 Prozent der tausende junger Menschen, die zurzeit die Transpraxen stürmen, sind Mädchen. Sie wollen ins freiere Geschlecht wechseln. Denen aber wird nicht etwa gesagt: Nutze im 21. Jahrhundert die neuen Freiheiten der Emanzipation. Du kannst alles tun, was auch Jungen tun! Nein, ihnen wird suggeriert: Wenn du kein „echtes Mädchen“ bist, bist du eben ein Junge. Dann bist du eben im „falschen Körper“.

Es ist das reale Leben, das einen Menschen
zur „Frau“ bzw. zum „Mann“ macht

Nach dem neuen Gesetz soll sogar bestraft werden, wer die frühere Geschlechtsidentität des Transmenschen benennt. Als würde so ein Personenstandswechsel aus einem Frauenleben ein Männerleben machen – und umgekehrt. Denn eine Frau bzw. ein Mann ist man eben nicht, weil das so im Pass steht. Es ist das reale Leben, das einen Menschen zur „Frau“ bzw. zum „Mann“ macht. In Afghanistan kann das noch das Leben kosten. Hierzulande „nur“ bei „Femiziden“. Es kommt jedoch ebenfalls Tag für Tag entscheidend für jede biologische Frau zum Tragen.

Das jetzt verabschiedete „Selbstbestimmungsgesetz“ - oder sollten wir sagen: Selbstverstümmelungsgesetz? - wird uns noch reichlich beschäftigen, mit weitreichenden Folgen (über die EMMA seit zwei Jahren informiert). Eine reine Freude wird es nur für die Pharma-Industrie sein (Milliardenprofite) und für skrupellose Ärzte (dito). Die jungen Menschen, die im 21. Jahrhundert in einer emanzipierten Welt eigentlich endlich frei von Rollenzwängen leben könnten, wird es zurückwerfen in die starren Geschlechterschubladen.

Es ist wirklich eine Schande!

ALICE SCHWARZER

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