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Sie haben den Stamm gesetzt, aus dem bis heute Äste und Verästelungen treiben. EMMA stellt in einer Serie die großen Vordenkerinnen vor, die – wie Simone de Beauvoir mit „Das andere Geschlecht“ – den neuen Feminismus prägten. Was ist eine Frau? fragt die Philosophin 1949 in ihrem bahnbrechenden Essay. Ihre Antwort lautete: Es ist ein weiblicher Mensch, der qua Biologie und Prägung, qua zugewiesener Rolle und Lebenserfahrung „anders“ geworden ist als der männliche Mensch. Der ist bis heute die Norm, sie „die Andere“. Im Westen brachen die neuen Feministinnen Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre auf – Beauvoir war ihr „Leuchtturm“ (Kate Millett). Als erste entlarvte die Amerikanerin Betty Friedan 1963 den „Weiblichkeitswahn“: die dramatische Isolation und Leere der Frauen, die – nachdem die Männer in diversen Kriegen waren – zurückgedrängt wurden ins Haus. In Deutschland blieb es noch lange ruhig, während die Frauenaufstände in den Nachbarländern schon brodelten. 1968 regte sich ein Vorfrühling. In dem links intellektuellen „Kursbuch“ erschien der stark an Beauvoir angelehnte Aufsatz der früh verstorbenen Wienerin Karin Schrader Klebert („Die kulturelle Revolution der Frau“). Und in Frankfurt hielt die aus Finnland zurückgekehrte Helke Sander auf einem Kongress des „Sozialistischen Deutschen Studentenbundes“ (SDS) eine sehr scharfe Rede. Frauenbewegung war das noch nicht, das sollte noch drei Jahre dauern. Aber es war eine innerlinke Revolte der Frauen, deren Männer sich für die Spitze der politischen Avantgarde hielten – aber die alten Macker waren.

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