Alice Schwarzer in anderen Medien

Medien-Reaktionen auf EMMA-Aktion

Artikel teilen

22.10.2015/Tiroler Tageszeitung:
Flüchtlinge - Alice Schwarzer sieht westliche Werte bedroht
Die bekannteste deutsche Feministin und Herausgeberin von „EMMA“, Alice Schwarzer, warnt davor, angesichts des aktuellen Flüchtlingsstromes die eigenen Werte zu relativieren. mehr

Anzeige

22.10.2015/Kath.net 
Alice Schwarzer kritisiert das Frauenbild vieler Flüchtlingen
„Viele der überwiegend jungen Männer, die da jetzt zu uns kommen, sind bisher noch nicht einmal von einem Hauch Gleichberechtigung gestreift worden.“ - Aber: Schwarzer will evangelikale Christen von Flüchtlingen fernhalten! mehr

22.10.2015/News.at
Schwarzer sieht westliche Werte bedroht
Die bekannteste deutsche Feministin und Herausgeberin von "EMMA", Alice Schwarzer, warnt davor, angesichts des aktuellen Flüchtlingsstromes die eigenen Werte zu relativieren. mehr

22.10.2015/Tagblatt St. Gallen
Islamkritik und wenig Sachlichkeit
Die deutsche Feministin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift «Emma» fordert Nulltoleranz gegen frauenfeindliche Flüchtlinge. Nach einem Artikel auf «Emma.de» sieht sie sich harscher Kritik ausgesetzt. mehr

20.10.2015/Die Presse/Wien
Schwarzer: Nulltoleranz für frauenfeindliche Flüchtlinge
Es ist eine scharfe Mahnung, die Alice Schwarzer in der Zeitschrift „Emma“ formuliert. Sie kreist um den Schutz von Flüchtlingsfrauen und -kindern, manchmal vor den „eigenen Männern“. mehr

 

Artikel teilen
Alice Schwarzer schreibt

Sie fliehen vor den Islamisten!

Mädchen in einem Flüchtlingsheim in Essen (im Dezember 2014). - © Ralph Lueger /imago
Artikel teilen

Erstmal die gute Nachricht. 81 % aller MuslimInnen hierzulande „lieben Deutschland“ (Deutsche: 85 %). Und 77 % „fühlen“ sich sogar „deutsch“. Das hört sich doch, trotz einiger Probleme, nach einer weitgehend gelungenen Integration an, oder? Nein, nicht für die MigrationsforscherInnen der Humboldt-Universität in Berlin, die die zitierte Studie gemacht haben. Sie trauen ihrer eigenen Studie nicht. Sie finden: Die Menschen mit muslimischem Hintergrund müssten alle unter der Fremdenfeindlichkeit der Deutschen leiden!

Anzeige

Beweis: 49 % aller von ihnen (telefonisch) befragten Deutschen meinen, Lehrerinnen sollten in der Schule kein Kopftuch tragen. Und 38 % vertreten die Auffassung, „eine Frau mit Kopftuch kann nicht deutsch sein“. Daraus schließen die Migrationsforscher - deren Ende 2014 veröffentlichte Studie wohlwollend in den Medien zitiert, doch von niemandem kritisiert wurde -, diesen Menschen fehle einfach „die Bereitschaft zur Anerkennung“. Denn die Anerkennung des Kopftuches (es ging in der Frage ausschließlich um Lehrerinnen in der Schule!) sei eine „Wegmarkung für die gesellschaftliche Partizipation einer religiösen Minderheit“.

Die Studie ist ein Paradebeispiel für das Verwirr-
spiel zwischen "Islam" und "Islamismus".

Ist das so? Sehen wir uns doch einmal die Studie des Innenministeriums aus dem Jahr 2009 an. Da sieht das ganz anders aus. Da gab nämlich nur jedeR Dritte der befragten 6.000 MuslimInnen an, „stark gläubig“ zu sein. Jeder Zweite sagte, er oder sie sei nur „mehr oder weniger gläubig“. Und 14 % erklärten gar dezidiert, „nicht gläubig“ zu sein. Als „religiöse Minderheit“ würden diese Muslime in Deutschland sich sicherlich nur ungern definieren lassen. 

Und das Kopftuch? Sieben von zehn Musliminnen in Deutschland haben „noch nie“ eines getragen! Ja, selbst jede Zweite unter den „stark Gläubigen“ hat „noch nie“ ein Kopftuch getragen - und der Rest trägt es auch keineswegs immer, sondern so manche nur „manchmal“. Kann die Bejahung des Kopftuches (für Lehrerinnen in weltlichen Schulen!) also als „Wegmarkung für gesellschaftliche Akzeptanz“ von Menschen im muslimischen Kulturkreis gelten? Gewiss nicht.

Die eingangs zitierte „wissenschaftliche Studie“ des „Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung“ an der Humboldt-Universität ist also ein Paradebeispiel für das Verwirrspiel zwischen „Islam“ und „Islamismus“, sie ist wissenschaftlich unseriös und manipulativ. Denn sie setzt die berechtigte Kritik am Islamismus, dessen Flagge seit Khomeinis Machtergreifung im Iran 1979 das Kopftuch ist, gleich mit einer Kritik am gesamten Islam, ja mehr noch: mit der fremdenfeindlichen Nicht-Akzeptanz aller Muslime. Die Mehrheit dieser Muslime aber dürfte sich herzlich dafür bedanken. Schließlich sind sie die ersten Opfer der Islamisten.

98 % aller Flüchtlinge, die heute nach Europa kommen – wenn sie nicht schon auf dem Weg hierher ertrinken – dürften Opfer der Islamisten (mit ihrer Zwangsverschleierung aller Frauen) sein; egal ob sie aus Syrien, dem Irak, Afghanistan oder Libyen kommen (übrigens alles Länder der ex-sowjetkommunistischen Hemisphäre). Im Mittelmeerraum und in Nahost sind die Menschen vor allem auf der Flucht vor den Gottesstaatlern an der Macht bzw. deren Söldnern in den Bürgerkriegen. Ohne den Terror des islamischen Fundamentalismus hätten wir heute kein Flüchtlingsproblem in Europa.

Ohne den islamistischen Terror kein Flüchtlingsproblem in Europa.

Selbstverständlich müssen wir diese Flüchtlinge aufnehmen und ihnen beistehen! Aber: Wir müssten gleichzeitig die Ursachen des Horrors bekämpfen. Und das nicht nur mit Drohnen gegen den selbsternannten „Islamischen Staat“ (die zu 70 % die Zivilbevölkerung treffen, wie alle Drohnen), sondern auch und vor allem, indem wir die verantwortlichen Staaten, die den Terror ermutigen und finanzieren, zur Verantwortung ziehen.

Und das sind nicht nur zutiefst anti-demokratische, islamistische Länder wie Saudi-Arabien oder Katar, mit denen wir beste diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen pflegen. Das ist auch das neuerdings IS-kritische Amerika, das die islamistischen Terroristen in den 1980er und 1990er Jahren aufgerüstet hat für den – so erfolgreichen wie folgenschweren – Kampf gegen die Sowjetunion (z.B. in Afghanistan). Es sind diese Gotteskrieger und ihre Söhne, die seither mordend durch das Morgenland marodieren.

Und was ist mit den Hunderten, ja Tausenden Konvertiten, die aus Europa in den Dschihad ziehen? Sind sie isolierte Phänomene, individuelle Ausrutscher? Oder sind sie die logische Ausgeburt einer falschen Toleranz, die über Jahrzehnte auch mitten in Deutschland der islamistischen Hetze in den Koranschulen und (so manchen) Moscheen nichts Positives entgegengesetzt hat – und das immer noch nicht tut?

Schariapolizei nicht nur in Wuppertal; Cash an Eltern für das Verschleiern der Töchter; Druck auf Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder, zurückzufallen in eine dumpfe Gläubigkeit; naive Multikulti-Romantik statt Ernstnehmen der Anderen; Gleichsetzung von Kritik am Lehrerinnen-Kopftuch mit Fremdenfeindlichkeit (und das auch noch im Namen der Wissenschaft). Das ist der Boden, auf dem Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit wuchern.

Die 81 % Muslime, die sich in Deutschland so wohl fühlen, hätten verdient, dass wir zu ihnen halten. Und auf die restlichen 19 % müssten wir offensiv zugehen, nicht etwa indem wir das Kopftuch bejahen (das andernorts den Frauen mit Nägeln in den Kopf geschlagen wird) oder die Burka für „selbstgewählt“ halten (die andernorts das Leichentuch für Millionen Frauen ist), sondern indem wir die (noch) nicht Integrierten selbstbewusst einklagen, sie auffordern, unser Wertesystem anzuerkennen: Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Gleichberechtigung – sowie strikte Trennung von Religion und Staat. Religion ist Privatsache, sie darf kein Gesetz sein, das die Rechtstaatlichkeit aushebelt.

Von einer Kanzlerin erwarte ich auch die Benennung der Ursachen des Elends!

Die Kanzlerin ist viel gelobt worden für ihre Neujahrsansprache. Dafür, dass sie ein guter Mensch ist, Flüchtlingen eine Heimat bietet und Fremdenfeindlichkeit Einhalt gebieten will. Das ist richtig. Doch mit Verlaub: Von einer Kanzlerin erwarte ich mehr: nämlich die Benennung und Bekämpfung der Ursachen des Elends! Auch mitten in Deutschland.

Apropos: Vor zwei Tagen ist mir im Baumarkt einer deutschen Kleinstadt eine Frau im Tschador begegnet. Im Tschador, diesem bodenlangen schwarzen Gewand, das ich 1979 erstmals fassungslos in Teheran gesehen habe. Im Teheran von Ayatollah Khomeini. In dem deutschen Baumarkt drehten zwar einige die Köpfe, doch niemand schien erschrocken.

Meine Recherchen ergaben: Vor ein paar Monaten haben Unbekannte im Zentrum der Stadt ein Haus ersteigert. In diesem Haus verkehren seither tief verschleierte, überwiegend junge Frauen, die mit Bussen angekarrt werden. Ein Indoktrinationszentrum von Salafisten?

Zurzeit gehört es zum guten Ton, empört zu sein. Empört über Pegida. Die seien fremdenfeindlich, undemokratisch, rechts! heißt es. Das mag durchaus für die Wortführer und so manche Mitläufer zutreffen. Und es ist eine Tendenz, die sich durch die harsche offizielle Ablehnung offensichtlich verschärft. Aber gilt das auch für die 49 % der Bevölkerung, die laut Umfrage der Zeit „voll und ganz“ oder „eher ja“ hinter dem Pegida-Protest stehen? Und für die weiteren 26 %, die Pegida „teilweise“ recht geben?

Der Protest ist auch das berechtigte Unbehagen an dieser neuen Form des Faschismus.

Sollte die Politik das Unbehagen dieser überwältigenden Mehrheit nicht ernst nehmen, statt es weiterhin zu ignorieren, abzustrafen, ja zu dämonisieren? Denn es ist ja kein Unbehagen am türkischen Nachbarn oder an der türkischen Kollegin. Es ist ein Unbehagen an der offensiven islamistischen Agitation, der Propagierung der Scharia. Es ist das berechtigte Unbehagen an dieser neuen Form des Faschismus.

Wo also bleibt die Empörung der politischen Klasse über die Forcierung von Parallelgesellschaften mitten in Deutschland oder die Frau im Tschador mit dem verschleierten Mädchen im deutschen Baumarkt? Auch dagegen müsste demonstriert werden. Und zwar dringend! Und diese Demonstrationen hätten nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, sondern wären im Gegenteil ein Beistand sowohl für die Flüchtlinge aus den islamistischen Ländern als auch für die 81 % der integrierten MuslimInnen in Deutschland, die gerne in einer Demokratie leben. In einem Land, zu dessen hehren Prinzipien die Trennung von Staat und Religion ebenso gehört wie die Gleichberechtigung der Geschlechter. 

Alice Schwarzer

Weiterlesen
FAZ: "Shitstorm gegen Alice Schwarzer"
„Die große Verschleierung. Für Integration, gegen Islamismus“, Hrsg. Alice Schwarzer (ein EMMA/KiWi-Buch, 2010). mehr

Weiterlesen
 
Zur Startseite